Thailänder wegen Majestätsbeleidigung verurteilt:Keine Gnade für "Onkel SMS"

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Sein ganzes Leben lang wurde Ampon Tangnoppakul von König Bhumibol regiert. Er verehre seinen Monarchen, beteuert der 61-Jährige. Doch vergebens: Nun wurde Tangnoppakul zu 20 Jahren Haft verurteilt - wegen Beleidigung des Königshauses.

Tobias Matern, Neu-Delhi

Ampon Tangnoppakul ist offenbar ein Mann, der wenig von Technik versteht. Er wisse nicht, wie man eine Kurznachricht auf dem Handy schreibt, sagte der 61-Jährige vor Gericht. Aber das überzeugt die Richter in Bangkok genau so wenig wie sein Argument, zum fraglichen Zeitpunkt sei sein Telefon zur Reparatur gewesen. Das Strafmaß fiel drastisch aus: 20 Jahre Haft. Das von den Richtern für erwiesen betrachtete Corpus Delicti: vier SMS, die im Mai vergangenen Jahres von seinem Handy aus an einen Vertrauten des damals noch regierenden Premierministers Abhisit Vejjajiva verschickt worden seien.

Die Thailänder gelten als äußerst königstreues Volk, König Bhumibol genießt bei seinen Untertanen hohes Ansehen. (Foto: AFP)

Über den genauen Wortlaut der Kurznachrichten machte das Gericht in Bangkok keine Angaben. Es habe sich um Drohungen und abfällige Bemerkungen gegen Königin Sirikit und die Monarchie gehandelt, teilte die Behörde mit. Das gehe aus den gesammelten Daten der Netzbetreiber eindeutig hervor. Im "Land des Lächelns", wie Thailand sich selbst bezeichnet, lastet ein solcher Vorwurf schwer. Auf Majestätsbeleidung stehen laut Gesetz hohe Strafen - wie nun der Mann erlebt, der seine Unschuld beteuert.

Der pensionierte, krebskranke Ampon Tangnoppakul hat bislang nicht um Vergebung gebeten, er sieht sich als Opfer der Justiz. Seine Anwältin teilte mit, es müsse sich um einen Irrtum handeln. Ihr Mandant verehre den König und habe sich nie abfällig über Seine Majestät geäußert, sagte sie der New York Times. Der pensionierte Lkw-Fahrer, der in der thailändischen Öffentlichkeit inzwischen "Onkel SMS" genannt wird, war bei Verkündung des Richterspruchs nur per Videoübertragung aus dem Gefängnis zugeschaltet. Die Haftanstalt ist von der Flut betroffen, die Thailand derzeit heimsucht. Ampon Tangnoppakul konnte daher nicht ins Gericht gebracht werden. In Anwesenheit seiner Familie nahm er das Urteil entgegen. Die Bangkok Post berichtete, er habe geweint, seine Frau mache sich nun große Sorgen über den Zustand ihres Mannes: "Seine Reserven sind fast aufgebraucht", sagte sie. Die Familie und die Verteidigung wollen nun in die Berufung gehen oder um eine royale Begnadigung bitten.

Die Asiatische Menschenrechtskommission (AHRC) reagierte bestürzt auf das Urteil, forderte die sofortige Freilassung des Verurteilten und kritisierte das thailändische Justizsystem als willkürlich. Die Organisation zitierte aus einem Brief, den die Tochter Ampons geschrieben hat. Darin betont sie, wie sehr die Familie "die Monarchie liebt". Die Institution werde politisch missbraucht. Thais bekunden in persönlichen Gesprächen immer wieder ihren höchsten Respekt für König Bhumibol. Der 83-Jährige ist der am längsten amtierende Monarch der Welt - er bestieg bereits 1946 den Thron.

© SZ vom 25.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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