Test des NRW-Arbeitschutzes:Nutzer alter Aufzüge bekommen im Notfall oft keine Hilfe

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Der Aufzug bleibt stehen und niemand hilft - eine furchterregende Vorstellung. Der NRW-Arbeitsschutz wollte wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, aus einem defekten Fahrstuhl gerettet zu werden. Das Ergebnis kann Liftnutzern Angst machen.

Wenn ein alter Aufzug stecken bleibt, kommt bei vielen Anlagen in Nordrhein-Westfalen niemand zu Hilfe. Das hat ein landesweiter Test des NRW-Arbeitsschutzes ergeben. Danach habe bei mehr als jedem zweiten älteren Aufzug niemand auf das Notfallsignal reagiert, wie das Arbeitsministerium in Düsseldorf am Dienstag berichtete.

Bei zwölf Prozent der Anlagen mit einer Hupe oder Klingel sei das Signal gar nicht wahrnehmbar gewesen. Bei etwa zwei Drittel der Aufzüge habe es weder einen Befreiungsplan noch eine Notfallübung gegeben. Mehr als ein Drittel der Hausbewohner hätten nicht gewusst, wen sie im Notfall benachrichtigen müssten.

Zwar schnitten die modernen Aufzüge bei der Untersuchung besser ab - allerdings sei bei einem Zehntel der Aufzüge mit Fernnotrufsystem keine Sprechverbindung zustande gekommen. Etwa 20 Prozent der Anlagen waren mit keinem Alarm- und Befreiungsplan ausgestattet.

"Albtraum mancher Aufzugnutzer"

"Die Ergebnisse unserer Aktion zeigen, dass der Albtraum mancher Aufzugnutzer - im Ernstfall eingeschlossen zu sein, ohne dass jemand zur Hilfe kommt - gar nicht so abwegig ist", sagte Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) laut einer Mitteilung. "Wir werden uns deshalb im Bundesrat dafür einsetzen, dass bei der anstehenden Novellierung der Betriebssicherheitsverordnung die Pflichten der Betreiber nicht zurückgefahren werden."

Insgesamt überprüfte der Arbeitsschutz 583 Aufzüge in Wohn- und Geschäftshäusern, 125 alte - ohne Fernnotrufsystem - und 458 moderne. Die hohe Zahl der Mängel zeige, dass viele Betreiber ihren Pflichten nicht nachkämen, erklärte Schneider. Im Bundesrat will sich die Landesregierung daher dafür einsetzen, dass etwa die Intervalle der technischen Überprüfungen nicht ausgedehnt würden.

Die untersuchten Anlagen wurden inzwischen für den Notfall gerüstet. War dies nicht möglich, seien die Anlagen vorübergehend außer Betrieb genommen worden, informierte das Ministerium.

© Süddeutsche.de/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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