SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":"Was kommt als Nächstes? Kunden im Borat-Badeanzug?"

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Schlafanzugträger müssen draußen bleiben: Hinweiszettel in einem Supermarkt in Duisburg-Ruhrort. (Foto: privat/dpa)

Frank Schneider, Filialleiter in einem Duisburger Supermarkt, hat eine Kundin im Schlafanzug erwischt. Das hat ihn zu einem öffentlichen Verbotsschreiben veranlasst.

Interview von Max Sprick

Die zwei bedruckten DIN-A4-Seiten, die am Eingang des Supermarkts in Duisburg-Ruhrort hängen, sind eindeutig: "Personen mit Morgenmantel oder Schlafanzug haben keinen Zutritt zu unserem Laden!!!", steht darauf. Eine Zugangsbeschränkung, die Fragen aufwirft. Filialleiter Frank Schneider, 43, beantwortet sie am Telefon, während er zwischen seinen Regalen umherläuft.

SZ: Herr Schneider, was war bei Ihnen los?

Frank Schneider: Plötzlich stand eine Mutter im pinken Morgenmantel mit Punkten drauf in unserem Laden, ihre Tochter trug ebenfalls einen Schlafanzug. So was möchte ich in meinem Markt nicht haben.

Waren Ihnen die beiden zu gemütlich?

Das hat zum einen mit Hygiene zu tun. Kein Kunde möchte doch, dass ein anderer vor ihm mit der Kleidung, in der er auch schläft, Ware berührt, die dann noch verkauft wird. Zum anderen ist doch auch irgendwo eine Grenze erreicht. Ich meine, was kommt da als Nächstes? Kunden im Borat-Badeanzug, der gerade so die Genitalien bedeckt?

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Sie haben Mutter und Tochter des Hauses verwiesen.

Ja, das war aber ausschließlich auf den Moment bezogen. Wir sind alle erwachsene Menschen, wir können uns doch vernünftig anziehen. Nehmen Sie ein anderes Beispiel, welcher Autoverkäufer würde einen Maler und Lackierer in dreckiger Arbeitskleidung in seinem neuen Auto sitzen lassen? Ich möchte hier keine Schlafanzüge in meinem Markt, und dazu stehe ich. Wenn die Kundin und ihre Tochter anständig angezogen sind, sind sie wieder herzlich willkommen.

Was bedeutet für Sie "anständig"?

Nun, gerade im Einzelhandel erlebt man sehr viel. Sehr oft überlege ich da: Muss das wirklich sein? Ein Schlafanzug muss nicht sein, das hat auch mit Respekt gegenüber unseren Mitmenschen zu tun. Wenn jeder macht, was er will, herrscht Chaos. Nächstes Beispiel: Im Straßenverkehr halten wir uns ja auch an Regeln. Die braucht es auch im Einzelhandel, und die müssen auch durchgezogen werden - deswegen mein Schild. Kunden sollen einfach ganz normal gekleidet kommen, gegen einen Jogginganzug hätte ich nichts.

Wobei die Unterschiede zwischen Jogginganzug und Schlafanzug gerade in coronabedingten Home-Office-Zeiten auch fließend sein können ...

In unserem Fall war die Lage eindeutig: Die Mutter hatte ja sogar Puschen an. Im Home-Office kann jeder rumlaufen, wie er will, das ist mir ganz egal. Aber wenn man vor die Tür geht, muss man sich doch anständig anziehen. Ich meine, das war ja auch eine Mutter mit Tochter, die lebt das doch ihrem Kind als schlechtes Beispiel vor.

Wie kam Ihre Aktion an?

Ich finde das Ganze ja eigentlich nicht witzig, aber ich verstehe auch, dass mein Hausverweis gerade durch die Medien geht und für andere zum Lachen ist. Ständig rufen hier Journalisten an, dabei wollte ich nie einen Hype lostreten. Einige erzählen mir, sie hätten neben Corona gar kein anderes Thema als dieses.

Und in Ihrem Markt?

Meine Stammkunden spiegeln mir wider, dass ich richtig gehandelt habe, die finden das gut.

Im Internet fordern einige, dass Sie das Schild abnehmen.

Habe ich gesehen, ja. Aber sorry, es lässt ja auch nicht jeder jeden in sein Haus rein.

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