Sturmtief erreicht Deutschland:Orkan "Joachim" bringt Schnee, Kälte und Chaos

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Entwurzelte Bäume, abgedeckte Häuser, umgestürzte Verkehrschilder: "Joachim" fegt mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h über die Republik hinweg und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung. In Baden-Württemberg hat der Sturm bereits ein kleineres Zugunglück verursacht.

Ein Sturm läutet das Ende des Dezemberfrühlings hierzulande ein. Das Orkantief Joachim hat Deutschland mit orkanartigen Böen erreicht. Im Westen baden-Württembergs kam es wetterbedingt bereits zu ersten Zwischenfällen: Bei Dauchingen prallte am Freitagmorgen ein Nahverkehrszug gegen einen auf den Schienen liegenden Baum; verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

Stürmische See vor dem bretonischen Küstenstädtchen Saint Malo: In der französischen Region waren zeitweise Tausende Haushalte ohne Elektrizität. (Foto: AFP)

Im Ortenaukreis blockieren umgestürzte Bäume mehrere Straßen. Der Sturm fegte auch Verkehrsschilder und Bauzäune um. In Furtwangen blieben zwei Schulen vorsichtshalber geschlossen. Auch der Karlsruher Zoo blieb zu, ebenso wie der Weihnachts- und der Wochenmarkt in Friedrichshafen am Bodensee.

Im Saarland seien bereits Böen mit Geschwindigkeiten von 104 Stundenkilometer gemessen worden, auf dem Feldberg im Schwarzwald Böen von 158 Stundenkilometern, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach. Auch auf den Alpengipfeln gebe es schwere Böen.

Das Zentrum des Orkans wird über Düsseldorf und Hannover und im Norden an Berlin vorbei ziehen. Den stärksten Sturm bekommen jedoch die Gegenden südlich dieser Zugbahn ab.

Joachim soll sich im Laufe des Freitags noch weiter verstärken und starke Niederschläge mit sich bringen, von denen vor allem Bayern, Sachsen und Thüringen betroffen sein werden. So sei von der Rhön bis in den Thüringer Wald in Lagen bis zu 400 Metern Höhe mit starken Schneefällen zu rechnen, die wegen des starken Winds auch zu Schneeverwehungen führen werden. Es müsse mit erheblichen Behinderungen im Straßenverkehr gerechnet werden.

Mit dem Tief enden zunächst auch die fast frühlingshaften Temperaturen: Dann strömt deutlich kältere Luft nach Deutschland. Das Wochenende bringt Schauer und Schnee - zum Teil bis ins Flachland. Die Stürme werden voraussichtlich noch bis in den Samstag hinein anhalten.

Unsere westlichen Nachbarn haben das Schlimmste indes schon hinter sich: Gegen drei Uhr sei der Kern des Tiefs über Paris gezogen, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes.

An der französischen Atlantikküste habe es in der Nacht Orkanböen der Stärke zwölf gegeben. In stürmischer See lief vor der bretonischen Küste ein Frachter auf Grund. Wegen austretenden Öls lösten die Behörden Umweltalarm aus. Demnach bildete sich bereits ein Ölteppich, der sich auf das Festland zubewege.

An Land waren in der Bretagne in der Nacht 30.000 Haushalte ohne Strom. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, knickten bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 133 Stundenkilometern auch zahlreiche Bäume um. Allein in den Departements Finistére und Morbihan sei die Feuerwehr zu mehr als 300 Einsätzen ausgerückt.

Erste Ausläufer des Sturms haben in der Nacht zum Freitag auch die Schweiz erreicht. In Höhenlagen im Westen des Landes wurden Windböen mit Geschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern registriert, wie die Nachrichtenagentur sda unter Berufung auf den Wetterdienst Meteoschweiz berichtete. Im Nordwesten des Landes entgleiste ein Zug, drei Menschen - darunter der Lokführer - wurden leicht verletzt.

Die Behörden gaben bereits am Donnerstag eine Sturmwarnung mit Verhaltensempfehlungen heraus. Die Schifffahrtsgesellschaft CGN stellte den Verkehr seiner Schiffe auf dem Genfersee ein. In den Schweizer Alpen und Voralpen werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern erwartet.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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