Stilkritik:Maskenjubel

Der Arsenal-London-Kicker Pierre-Emerick Aubameyang zog sich aus Freude über seinen Treffer eine Black-Panther-Maske über den Kopf. Gut, warum eigentlich nicht?

Von Martin Zips

Kaum etwas gibt besser Auskunft über den aktuellen Zustand des beliebtesten Freizeitsports überhaupt als: der Torjubel. Wurde einst der erfolgreiche Schütze ("Ausausausdasspielistaus") von der Mannschaft mit dezenten Umarmungen geherzt, inszeniert er sich heute vor allem selbst. So wie am Donnerstag Arsenal-London-Kicker Pierre-Emerick Aubameyang nach einem Treffer gegen Stade Rennes. Schon vor sieben Jahren hatte sich der Spieler einmal ein Spiderman-Strümpfchen über den Kopf gezogen. Diesmal war's eine Black-Panther-Maske. Gut, warum auch nicht? Die US-Filmfabrik Marvel, Popcornmaschine solcher Superhelden, dürfte von der Aktion total begeistert gewesen sein.

Noch streiten sich die Experten: Begann der Trend zur Selbstbeweihräucherung am Fußballplatz schon mit Gerd Müllers zaghaften Luftsprüngen in den Sechzigern? Oder war es Roger Millas einsamer Tanz an der Eckfahne, welcher bei der WM 1990 den Anstoß gab? Gegen heutige Phallustänze, wie von Atlético-Trainer Diego Simeone oder Cristiano Ronaldo dargeboten, wirkt Luca Tonis Altherren-Ohrschrauber jedenfalls lächerlich. Antoine Griezmann schätzt post portam - nach dem Tor - die Darbietung eines Tanzes, mit dem man im Hau-Drauf-Spiel Fortnite Unterlegene verhöhnt.

Da kann es nicht mehr lange dauern, bis sich vielleicht auch der Uli auf der Bayern-Tribüne die Horrorclown-Maske aufsetzt. Nur, um den Borussen mal so richtig eins reinzuwürgen.

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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