Stilkritik:Darth Dobrindt

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Muss für die Kampagne des CSU-Ministers herhalten: Star-Wars-Charakter Darth Vader. (Foto: Clemens Bilan/Getty Images)

Alexander Dobrindt holt sich prominente Hilfe für seine Fahrradhelm-Kampagne: Darth Vader.

Von Roman Deininger

Fast fünf Jahre lang war Alexander Dobrindt Generalsekretär der CSU, wie alle seine Vorgänger war auch er in dieser Funktion Deutschlands führender Experte für schlichte Botschaften. Handwerklich verdient der Job größten Respekt, der CSU-General muss sich täglich eine Meinung von Parteichef Horst Seehofer vornehmen und fragen: Beim heiligen Franz Josef, wie soll ich das jetzt bitte noch schlichter machen? Aber ein Profi wie Dobrindt hat meistens einen Weg gefunden: Europas Zentralbankpräsidenten Mario Draghi hat er einen "Falschmünzer" genannt und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft "das faulste Ei in der deutschen Politik".

Okay, manchmal ging selbst das Naturtalent Dobrindt der Schlichtheit verlustig. Ein Satz von ihm gibt sowohl der Politikwissenschaft als auch der Linguistik bis heute Rätsel auf: "Diejenigen, die gestern gegen Kernenergie, heute gegen Stuttgart 21 demonstrieren, agitieren, die müssen sich dann auch nicht wundern, wenn sie übermorgen irgendwann ein Minarett im Garten stehen haben." Inzwischen ist Dobrindt Bundesverkehrsminister, und was sich in der Ausländermaut-Debatte bereits angedeutet hatte, finden wir nun eindrucksvoll bestätigt: Dobrindt hat in Berlin zu alter Schlichtheit zurückgefunden.

Gerade hat er eine Anzeigenkampagne gestartet, mit der er allzu frisurbewusste Deutsche zum Kopfschutz beim Fahrradfahren ermuntern will. Für die Plakate konnte er einen der prominentesten Helmträger der Welt oder gar - hier ist das keine Übertreibung - des Universums gewinnen. Darth Vader, der dauerröchelnde "Star Wars"-Halunke, stemmt streng seine Hände in die Hüften, so wie Seehofer einst hinter Dobrindts Schreibtisch, wenn diesem die Botschaften mal wieder arg komplex gerieten. "Die Saga geht weiter: Dank Helm", können lernbegierige Radler neben Herrn Vader lesen. "Gilt in jeder Galaxie. Und auf dem Fahrrad."

Nun ist es nicht überraschend, dass Alexander Dobrindt und Darth Vader mal gemeinsam ein Projekt machen, sie kennen sich ja von der dunklen Seite der Macht und teilen manche Leidenschaft. Überraschend ist bloß, dass das Projekt nicht die Sanierung des Todessterns aus Bundesmitteln ist, sondern die Rettung unschuldiger Menschenleben.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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