Sternenhimmel:Zeit für Winterschweifen

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Astronomen erwarten sehnsüchtig die Sichtung des Weihnachtssterns. Sein schöner Name: Lovejoy.

Von Helmut Hornung

Astronomen freuen sich auf den Weihnachtsstern. Und der trägt einen passenden Namen: Lovejoy. So heißt der Entdecker dieses Kometen mit der offiziellen Bezeichnung C/2014 Q2. In den nächsten Wochen wird sich der Schweifstern am Himmel zeigen, in dunklen Nächten ohne Streulicht und Mondschein voraussichtlich sogar dem bloßem Auge.

Die Geschichte beginnt bereits am 17. August 2014, als Terry Lovejoy in der Konstellation Achterdeck ein schwaches Lichtpünktchen aufspürt. Dahinter verbirgt sich die fünfte Kometenentdeckung des australischen Amateurastronomen. Auf seiner Bahn, so steht bald fest, soll das Objekt am 7. Januar 2015 in rund 70 Millionen Kilometern Abstand an der Erde vorbeiziehen und dabei im Feldstecher sichtbar werden. Doch kosmische Vagabunden sind unberechenbar. Im Herbst nimmt Lovejoys Helligkeit stärker zu als erwartet. Am 13. Dezember erspäht ihn ein Sterngucker erstmals mit bloßem Auge - allerdings unter hervorragenden Bedingungen am australischen Firmament. Der grün leuchtende Gasschweif erstreckt sich über eine Länge von etwa vier Vollmonddurchmessern, zu Weihnachten sind es schon gut 14. Auch die Strahlkraft des Kometen wächst weiter. Von Süden her kommend, taucht Lovejoy Ende Dezember schließlich am nördlichen Firmament auf. Er durchquert die Sternbilder Taube und Hase und erreicht Anfang Januar die Konstellation Eridanus.

Zunächst verpatzt der Vollmond am 5. Januar den ungetrübten Blick. Doch zwei, drei Tage später hat sich der strahlende Trabant vom Abendhimmel zurückgezogen. Um den 7. Januar öffnet sich das günstigste Beobachtungsfenster. Gleichzeitig klettert Lovejoy immer höher, auf seinem Weg läuft er jetzt durch den Stier. Mitte Januar sollte er an einem dunklen, streulichtarmen Firmament eine leichte Beute für das bloße Auge sein und im Feldstecher einen respektablen Anblick bieten. Zwischen dem 17. und dem 19. Januar zieht Lovejoy am offenen Sternhaufen der Plejaden vorbei - eine Begegnung, die vor allem Astrofotografen weidlich nutzen werden. Nach dem 23. Januar tritt der zunehmende Mond mit hellem Schein auf den Plan, die Galavorstellung des Kometen geht dann zu Ende.

Wer Mitte Januar nach dem Schweifstern Ausschau hält, kann in der Abenddämmerung gleich auch noch Merkur suchen. Der Götterbote zeigt sich zwischen dem 10. und dem 19. Januar in der Abenddämmerung tief über dem Südwesthorizont gegen 17.30 Uhr. Venus schlüpft allmählich in die Rolle des Abendsterns, Ende Januar sinkt sie um etwa 19.15 Uhr unter den südwestlichen Horizont. Mars wandert schließlich vom Steinbock in den Wassermann und ist ebenfalls Objekt am Abendhimmel.

Am 22. Januar gegen 18.30 Uhr steht die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zwischen dem Roten Planeten und Venus. Jupiter im Löwen zeigt sich als auffälliger "Stern" die ganze Nacht. Saturn wechselt von der Waage in den Skorpion und strahlt am morgendlichen Firmament im Südosten. Uranus in den Fischen finden erfahrene Sternfreunde während der ersten Nachthälfte, Neptun hält sich im Wassermann bereits am frühen Abendhimmel auf.

Der Fahrplan des Erdtrabanten: Vollmond am 5., Letztes Viertel am 13., Neumond am 20. und Erstes Viertel am 27. Januar. Sternschnuppen sind in diesem Monat Mangelware. Am 4. Januar erreicht die Erde mit 147,096 Millionen Kilometern den geringsten Abstand zur Sonne.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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