Sternenhimmel:Kurzes Rendezvous

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Die Sonde "New Horizons" wird ein paar Stunden lang den Planeten Pluto erleuchten. Und auch sonst bietet der Junihimmel Spektakuläres.

Von Helmut Hornung

Tief im Norden funkelt jetzt Kapella im Fuhrmann. Der Stern steht in der Milchstraße, die unter anderem durch die markanten Bilder Kassiopeia, Schwan und Adler verläuft. Die Konstellation Schütze, die sich gerade über den südöstlichen Horizont schiebt, lässt einen Blick ins Herz der Milchstraße zu: In dieser Richtung liegt das rund 26 000 Lichtjahre entfernte Zentrum unserer Galaxis. Daher sind dort besonders viele Gas- und Staubwolken zu sehen. Zudem offenbart der Blick durchs Fernrohr ein wahres Sternengewimmel.

Mitten unter diesen Myriaden Lichtpünktchen glimmt in diesen Wochen eines, das nur erfahrene Amateurastronomen mit großen Teleskopen sehen. Hinter ihm steckt ausnahmsweise keine ferne Sonne, sondern Pluto. Selbst wenn der Zwergplanet während seiner Opposition - sie tritt heuer am 6. Juli ein - die größte Erdnähe erreicht, erscheint er am Himmel immer noch mehr als tausendfach weniger leuchtstark als der schwächste mit bloßem Auge sichtbare Stern.

Das reflektierte Sonnenlicht, das uns von Pluto erreicht, ist nahezu viereinhalb Stunden zur Erde unterwegs. Ein Modell soll die Dimensionen verdeutlichen: Dazu schrumpfen wir unsere Sonne auf einen Ballon mit einem Meter Durchmesser. Dann wäre die Erde eine Erbse im Abstand von 107 Metern, Pluto ein 1,6 Millimeter kleines, rund 4,2 Kilometer entferntes Kügelchen. In Wirklichkeit misst der Zwergplanet etwa 2310 Kilometer.

Im Jahr 1978 entdeckten Forscher Plutos Hauptmond Charon, bis heute kennt man vier weitere Trabanten. Der nach dem griechischen Hades (römischer Name: Pluto) benannte Himmelskörper umrundet die Sonne alle 247,68 Jahre auf einer eiförmigen, stark gegen die Ebene des Sonnensystems geneigten Bahn.

Pluto besitzt einen felsigen Kern. Daran schließt sich ein mächtiger Eismantel an, auf dem eine Kruste aus gefrorenem Methan und Stickstoff liegt. Die Oberfläche weist unterschiedliche Färbungen auf. Zwar ist sie im Grundton rötlich, aber offenbar gibt es vereinzelt schneeweiße Stellen ebenso wie pechschwarze Regionen.

Insgesamt besteht Pluto wohl zu ungefähr zwei Drittel aus Gestein und zu einem Drittel aus Wassereis. Außerdem umgibt eine dünne Atmosphäre den Himmelskörper - jedenfalls gelegentlich. Denn während des Plutowinters friert sie vermutlich komplett aus, schneit auf die Oberfläche und wird dort zu Methaneis.

Am Junihimmel lässt sich nachts Spektakuläres beobachten - auch der Beginn des Sommers

Der Gott der Unterwelt und sein Reich liegen also buchstäblich im Dunkeln. Das soll sich am 14. Juli ändern. An jenem Tag wird die Raumsonde New Horizons in 9600 Kilometer Abstand am Pluto und in 27 000 Kilometer an seinem größten Mond Charon vorbeirasen. Es wird ein sehr flüchtiges Rendezvous, denn die im Januar 2006 gestartete Sonde fliegt mit gut 50 000 Kilometer pro Stunde - an ein Einschwenken in eine Umlaufbahn und damit ein längeres Verweilen ist bei diesem Höllentempo nicht zu denken. In nur wenigen Stunden muss sich dann automatisch ein geballtes wissenschaftliches Beobachtungsprogramm abspulen.

Venus spielt eine brillante Rolle als Abendstern. Sie wandert von den Zwillingen in den Krebs, wechselt am 26. Juni in den Löwen und zieht Ende Juni, Anfang Juli dicht am Jupiter vorbei. Am 20. Juni bietet sich am nächtlichen Westhimmel ein spektakulärer Anblick, wenn sich die schmale Mondsichel zu dem strahlenden Planetenduo gesellt.

Jupiter bewegt sich ebenfalls vom Krebs in den Löwen und geht vor Mitternacht unter. Saturn in der Waage schmückt den Nachthimmel, Merkur und Mars bleiben unbeobachtbar. Uranus in den Fischen steht am Morgenhimmel tief im Osten, Neptun im Wassermann geht ebenfalls gegen Mitternacht auf. Zwischen dem 23. und 27. Juni gelangen die Juni-Bootiden ins Maximum; möglicherweise fallen dann stündlich 50 bis 100 Sternschnuppen vom Firmament, darunter so manch helle Feuerkugel. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 9., Neumond am 16. und Erstes Viertel am 24. Juni. Am 21. Juni erreicht die Sonne um 18.38 Uhr den höchsten Punkt auf ihrer Jahresbahn, damit beginnt der astronomische Sommer.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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