Dortmund: Sprengstoffdepot ausgehoben:Festnahme nach Anschlagsdrohung auf Stadion

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Das BKA nimmt einen Mann fest, der mit einem Anschlag auf das Dortmunder Stadion gedroht hat. Seine Gefährlichkeit unterstreichen sechs Sprengsätze, die in der Wohnung des 25-Jährigen und in der Nähe des Stadions gefunden wurden. Einen terroristischen Hintergrund schließt das Innenministerium aus. Dennoch ist unklar: Wollte der Mann anreisende Fußballfans in den Tod reißen oder handelt es sich um einen Erpresser?

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat möglicherweise einen Sprengstoffanschlag auf das Stadion des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund vereitelt. Drei Sprengsätze seien laut BKA "im Nahbereich" des Stadions gefunden worden. Sie wurden "unschädlich gemacht beziehungsweise gesichert".

Der Signal-Iduna-Park in Dortmund sollte möglicherweise Ziel eines Anschlages werden. Die Polizei nahm einen 25-Jährigen fest. (Foto: dpa/dpaweb)

Tatverdächtig sei ein 25 Jahre alter deutscher Staatsbürger. Ob der Mann wirklich einen Anschlag geplant hat oder nur damit drohen wollte, ist nach Angaben eines BKA-Sprechers noch ungeklärt. Unklar ist auch, ob die Sprengsätze funktionsfähig waren. Die kriminaltechnischen Untersuchungen dauerten an, teilte das BKA mit.

Das Bundesinnenministerium schloss einen terroristischen Hintergrund inzwischen aus. Es gebe "keinerlei Bezüge zu terroristischen oder islamistischen Organisationen". Bei dem Beschuldigten handele es sich offenbar "um einen Einzeltäter mit allgemeinkriminellen Motiven", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Bild hatte zuvor berichtet, der Festgenommene habe in ersten Vernehmungen islamistische Aussagen formuliert.

"Nach einer ersten Einschätzung war jedoch nicht von einer akuten Gefährdung der Bevölkerung auszugehen", teilte das BKA mit. Auch das Innenministerium bestätigte: "Eine Gefährdung Dritter hat nach bisherigen Erkenntnissen zu keinem Zeitpunkt bestanden."

Das Liga-Heimspiel des BVB gegen Hannover 96 am kommenden Samstag wird nach Angaben der Dortmunder Polizei wie geplant stattfinden. "Mit den vom Bundeskriminalamt veröffentlichten Ermittlungsergebnissen sieht die Dortmunder Polizei keine Gefährdung für die Besucher des Signal-Iduna-Parks", hieß es in einer Mitteilung.

Borussia Dortmund hat verschärfte Kontrollen für das Bundesliga-Spiel am Samstag angekündigt. Der BVB werden seine Sicherheitsmaßnahmen rund um den Signal-Iduna-Park in Absprache mit der Polizei erweitern, sagte der Vorsitzende der BVB-Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, an.

Nach Informationen mehrerer Medien war auf dem Parkplatz C an der Endhaltestelle der dortigen U-Bahn-Station ein verdächtiges Paket mit Zeitzünder gefunden worden. Der Bereich um die Haltestelle und die nahegelegene Helmut-Körnig-Leichtathletikhalle wurde gesperrt.

Die Hintergründe der Tat sind bislang unklar. Der tatverdächtige 25-Jährige wurde bereits am Dienstag in einem Kölner Hotel festgenommen. Das Tatmotiv wird vom BKA als "bislang offen" bezeichnet.

Verdächtige Gegenstände in Wohnung gefunden

Bei der Durchsuchung der Wohnräume des Mannes in Krefeld waren neben "einem Laptop, externen Speichermedien, schriftlichen Unterlagen und umfangreichen Chemikalien" ebenfalls drei sprengstoffverdächtige Gegenstände sichergestellt worden.

Laut BKA hatte der Sachverhalt seinen Ausgangspunkt im Februar 2011, als ein anonymer Hinweisgeber per E-Mail Kontakt zur deutschen Botschaft in Islamabad in Pakistan aufnahm. Er solle beabsichtigt haben, "Informationen zu zwei zeitlich gestaffelten Anschlägen in Deutschland zu liefern", hieß es.

Da der Hinweisgeber offenbar über umfangreiche Kenntnisse zum Bau von sogenannten unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen verfügte, nahm das BKA die Angaben ernst und schaltete sich wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens ein.

Allerdings habe es bereits zu einem frühen Zeitpunkt Anzeichen gegeben, dass die geschilderten Anschlagsszenarien durch den Hinweisgeber konstruiert wurden und es ihm vor allem um eine Erpressung ging.

Das BKA teilte mit, der Tatverdächtige habe dann in einer ersten Vernehmung angegeben, der E-Mail-Hinweisgeber zu sein und die geplanten Anschlagsszenarien in Deutschland erfunden zu haben. Gleichzeitig sagte er jedoch aus, im Bereich des Dortmunder Westfalenstadions drei Sprengsätze abgelegt zu haben und auch in seiner Wohnung drei Sprengsätze zu lagern - die nun vom BKA sichergestellt wurden.

Zusammenhang mit Erpressung?

Möglicherweise könnte der 25-Jährige versucht haben, im vergangenen Jahr ein Wirtschaftsunternehmen zu erpressen. Eine linguistische Analyse der vom Tatverdächtigen formulierten E-Mails habe einen solchen Verdacht ergeben, teilte das BKA mit. Der mögliche Zusammenhang mit der - bislang ungeklärten - versuchten Erpressung im Jahr 2010 habe sich bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes bestätigt.

Der Signal-Iduna-Park ist mit 80.000 Plätzen Deutschlands größtes Fußballstadion, früher war es unter dem Namen Westfalenstadion bekannt.

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