Spanien:"Vielen Dank!"

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Infantin Cristina, Nummer sechs der spanischen Thronfolge. (Foto: Enrique Calvo/Reuters)

Nach gut fünf Monaten geht auf Mallorca ein historischer Prozess zu Ende: Zum Abschluss möchte die angeklagte Infantin Cristina allerdings nichts mehr sagen.

Die Angeklagten wurden vernommen, mehr als 300 Zeugen und Sachverständige angehört und die Plädoyers gehalten: In Spaniens "Prozess des Jahres" gegen eine Schwester von König Felipe VI. sind die Verhandlungen abgeschlossen. "Ich habe nichts zu sagen, Euer Ehren. Vielen Dank!" Mit diesen Worten verzichtete die Infantin Cristina auf ihr Recht auf ein Schlusswort. Für die 51-Jährige und die übrigen 16 Angeklagten beginnt nun eine Zeit des Wartens auf die Entscheidungen der drei Richterinnen auf der Ferieninsel Mallorca. In Spanien werden - anders als in Deutschland - die Gerichtsurteile nicht sofort nach dem Abschluss der Verhandlungen verkündet, sondern meist mehrere Wochen später in schriftlicher Form.

Der vor fünf Monaten eröffnete Prozess in einem umfunktionierten Schulklassenraum im Gewerbegebiet von Palma de Mallorca hat am Image des Königshauses gekratzt. Cristina, Nummer sechs der spanischen Thronfolge, war in der Geschichte des Landes die erste nahe Verwandte eines Monarchen, die in einem Verfahren auf die Anklagebank musste. Die 51-Jährige soll ihrem Ehemann Iñaki Urdangarin, einem der Hauptangeklagten, Beihilfe zum Steuerbetrug geleistet haben. "Die Bilder von der Königsschwester auf der Anklagebank mögen für die Infantin und ihre Familie schmerzlich gewesen sein, aber sie taten der spanischen Demokratie und dem Rechtsstaat gut", schrieb die Zeitung El Mundo. "Die Justiz bewies ihre Unabhängigkeit und gab nicht dem Druck nach, Felipes Schwester den Prozess zu ersparen."

Die Infantin kann darauf hoffen, glimpflich davonzukommen. Sie sagte bei ihrer Vernehmung aus, sich nie um die Geschäfte gekümmert und nur ihren Namen für den Firmenvorsitz hergegeben zu haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte für sie einen Freispruch - für Urdangarin dagegen knapp 20 Jahre Haft.

© SZ vom 23.06.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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