Spanien:Adiós, Mallorca

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König Felipe VI. (Mitte) hat seiner Schwester Cristina de Borbón den Titel einer Herzogin von Palma de Mallorca entzogen. (Foto: Dani Cardona/Reuters)

Spaniens König Felipe entscheidet sich für einen ungewöhnlichen Schritt: Er erkennt seiner Schwester den Titel als Herzogin ab - einen Tag vor deren 50. Geburtstag. Ihr Ehemann muss eine Haftstrafe befürchten.

Von Thomas Urban, Madrid

Cristina de Borbón (rechts auf dem Bild) wird an diesem Samstag 50, doch am Vorabend hat das spanische Amtsblatt ihr die Stimmung verdorben. Es verkündet nämlich, dass ihr jüngerer Bruder, König Felipe VI. (Mitte), ihr den Titel einer Herzogin von Palma de Mallorca entzogen hat. Mallorca, das ist die Insel, wo die Geschwister oft Station machten. Zum Beispiel im Jahr 2001, wo sie bei einem Konzert den US-Schauspieler Michael Douglas trafen (links). Und damals, vor 14 Jahren, war noch alles gut.

Auch Felipe hat einen Jahrestag zu feiern: Am 19. Juni ist es ein Jahr her, dass er seinem Vater Juan Carlos auf den Thron gefolgt ist. Doch eine große Feier wird es nicht geben. Felipe bleibt seiner Linie treu: Möglichst unauffällig, möglichst bescheiden.

Ganz anders als sein Schwager, der frühere Handballprofi Iñaki Urdangarin, der - wie seine Frau Cristina - nun ebenfalls den Herzogstitel verloren hat. Urdangarin steht wegen Veruntreuung, Urkundenfälschung und Geldwäsche vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert 17 Jahre Haft für ihn, weil er als Vorsitzender einer angeblich gemeinnützigen Stiftung gemeinsam mit einer Gruppe gieriger Regionalpolitiker aus der konservativen Volkspartei öffentliche Gelder in private Schatullen umgelenkt haben soll. Er ist nun wieder einfacher Bürgerlicher. Cristina, weiter die Nummer sechs in der spanischen Thronfolge, ist mit den vier Kindern in die Schweiz übergesiedelt. Ab und zu kommen sie nach Spanien, um Urdangarin zu treffen. Der darf das Land nämlich nicht verlassen. Bald wird auch Cristina - als erstes Mitglied des Königshauses überhaupt - wegen Steuerbetrügereien vor Gericht stehen. Da dürfte ihr ihr Herzoginnen-Titel auch schon egal sein.

Was die Stabilisierung der spanischen Monarchie betrifft, scheint Felipe jedenfalls auf dem richtigen Weg zu sein: Mit einer Zustimmung von knapp 70 Prozent ist er mit Abstand der beliebteste Politiker im Lande.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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