Sacha Baron Cohen:Teurer Spaß

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Ein Terrorist, der keiner ist, macht richtig Ärger: Warum ein Palästinenser 110 Millionen Dollar als Wiedergutmachung vom britischen Comedian Sacha Baron Cohen fordert.

Peter Münch

Späße weit jenseits der Schmerzgrenze seiner Opfer haben Sacha Baron Cohen alias Borat alias Brüno reich und berühmt gemacht. Selbst die Klage zum Film diente bislang eher seiner PR-Strategie, als dass ihm wirklich Ärger drohte.

Geht gern über Schmerzgrenzen: Nun könnte Sacha Baron Cohen - hier als Filmfigur Borat - aber selbst ein Problem bekommen. (Foto: Foto: dpa)

Doch nun ist der Komiker ernsthaft in Gefahr: ein schnauzbärtiger islamistischer Terrorist schlägt zurück - oder besser gesagt jener Mann, den er im Brüno-Film als gefährlichen Kämpfer der Al-Aksa-Brigaden vorführte. Ayman Abu Aita hat nun vor einem US-Gericht Klage eingereicht. Er fordert eine Entschädigung von nicht weniger als 110 Millionen Dollar.

Im wirklichen Leben ist Abu Aita ein Händler aus Bethlehem. Ein palästinensischer Christ, der mit Frau und vier Kindern von den Einnahmen seines Lebensmittelladens lebt und sich als Friedensaktivist versteht, auch wenn nun wieder die Geschichte hochkommt, dass er 2003 einmal von den Israelis inhaftiert worden war.

Zu den Dreharbeiten ins Hotel "Everest" in Bethlehem war er nach eigenen Angaben gekommen, weil man ihm erzählt habe, ein deutscher Filmemacher arbeite an einer Dokumentation über Palästina. Im Untertitel der Filmszene, die angeblich in einem libanesischen Flüchtlingslager spielt, wird er mit seinem richtigem Namen, aber als "Terroristen-Führer der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden" vorgestellt. Ein aufgedrehter Brüno drängt sich ihm als Entführungsopfer auf. "Ich will berühmt werden", heißt es da, "ich will, dass die Besten mich kidnappen.

Nun will Abu Aita den Comedy-Star wenigstens vor Gericht schleppen. Seine Klage begründet er damit, dass er Morddrohungen erhalten habe und sein Ruf zerstört sei. "In einem Interview mit dem Time-Magazin klagte er auch darüber, dass dies "eindeutig ein Film über Schwule" sei, was die Werte der arabischen Gesellschaft verletze.

Schon nach dem "Borat"-Film musste sich Cohen einer Fülle von Klagen stellen - von betrunken bloßgestellten Studenten, von einem Fahrlehrer oder von rumänischen Dorfbewohnern, die sich alle in die Falle gelockt fühlten. Gegen Brüno hat zudem die Geschäftsfrau Richelle Olson geklagt, die behauptet, sie sei bei einem Handgemenge während der Aufnahmen so schwer gestürzt, dass sie nun auf einen Rollstuhl angewiesen sei.

Allerdings wurden die meisten Klagen abgewiesen, weil die Filmemacher eine vorab eingeholte schriftliche Einwilligung vorlegen konnten. Von einer Verurteilung ist bislang nichts bekannt. Aber im Fall von Abu Aita könnten die Dinge ein wenig anders liegen.

Denn nicht nur im Film, sondern auch bei einem Auftritt in der Show von David Letterman hatte Cohen ihn als "Terroristen" bezeichnet und von einem CIA-Kontakt geraunt, der sein Team nach monatelanger Suche auf die Spur dieses gefährlichen Mannes gebracht habe.

Letterman zählt nun auch zu den Beklagten, ebenso wie Universal Studios. Als der Moderator Cohen am Ende der Sendung fragte, ob er Abu Aita zur Filmpremiere eingeladen habe, da antwortete der: "Ich bete zu Gott, dass er den Film nie sieht."

© SZ vom 10.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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