Roman Polanski: Chalet:Bei Flucht Alarm

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Die Fußfessel für Roman Polanski ist so groß wie eine Armbanduhr. Sobald die 4,5-Millionen-Franken-Kaution überwiesen ist, wird er die Fußfessel tragen.

Thomas Kirchner

Dutzende Medienleute frieren seit Tagen vor dem Gefängnis im Winterthur und vor einem Chalet in Gstaad, nur um einen Blick auf Roman Polanski zu erhaschen. Das rührte sogar die Behörden, die am Dienstag erklärten, der Regisseur werde frühestens am Freitag entlassen.

Haus ohne Hüter: Noch ist Roman Polanski nicht in seinem Chalet. (Foto: Foto: Reuters)

Noch habe er die Kaution in Höhe von knapp drei Millionen Euro nicht überwiesen, sagte Folco Galli, Sprecher des Schweizer Bundesamtes für Justiz. Erst dann dürfe er den Hausarrest im Berner Oberland antreten, wo ihm eine elektronische Fußfessel angelegt wird, bis über seine Auslieferung an die USA entschieden ist.

Polanski hat Glück, dass er in den Genuss dieser Erleichterung kommt. Zum einen kann er sich die Kaution leisten, zum anderen profitiert der Künstler von einer erst im Oktober gefällten höchstrichterlichen Entscheidung, wonach in der Schweiz nicht nur Straftäter mit geringen Gefängnisstrafen, sondern auch Auslieferungshäftlinge elektronische Fußfesseln tragen können. Zwar nur in wenigen Kantonen, zufällig aber im Kanton Bern.

Nach der Ankunft in seinem Chalet namens "Milky Way" wird dem 76-Jährigen ein Gerät der Sicherheitsfirma Securiton um den Knöchel geschnallt, etwa so groß wie eine Armbanduhr, wasserdicht und nicht manipulierbar. Das kostet ihn noch einmal mehr als 1300 Euro, plus 130 Euro pro Monat. Der Träger ist per Modem mit einer Überwachungszentrale verbunden, die einen Alarm empfängt, wenn er das Gerät abzunehmen versucht oder das Grundstück verlässt.

Im Haus darf er sich frei bewegen, kann machen, was er will, seinen neuen Film bearbeiten, schreiben, E-Mails lesen, telefonieren - angeblich ohne abgehört zu werden. In den Garten dürfte er zwar, wird sich das angesichts der Paparazzi aber verkneifen. Und es wird wohl wenige Besucher geben, die sich einen Weg durch die Meute bahnen wollen. Polizisten werden ihm nicht zur Hilfe kommen, höchstens private Sicherheitskräfte. Auch das Einkaufen wird Polanski organisieren müssen.

Richtig gemütlich ist das Leben mit der Fußfessel also nicht, aber besser als Gefängnis, sonst würden sich die Betroffenen nicht freiwillig dafür entscheiden. Das zeigen die Erfahrungen, die Hessen probehalber mit dem Instrument gemacht hat. Baden-Württemberg hat im Sommer einen vierjährigen Modellversuch gestartet. In Großbritannien und den USA ist die Fußfessel weit verbreitet und wird unter anderem zur Überwachung von Sexualstraftätern und sogar zur Hausaufgabenkontrolle eingesetzt.

Polanski hat versprochen, sich an die Auflagen zu halten. Will er aber partout fliehen, etwa per Helikopter über die Grenze nach Frankreich, wird ihn die Polizei kaum stoppen können, denn die Fußfessel sendet keine GPS-Signale. Vielleicht wäre dies Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf gar nicht so unrecht. Wenn sie vorher gewusst hätte, dass Polanski in den USA nur zwei Jahre Haft drohen, hätte sie ihn nie festnehmen lassen, soll sie laut der Zeitung Blick gesagt haben. Ohne Polanski hätte die Schweiz ein Problem weniger - und 4,5 Millionen Franken als Trost.

© SZ vom 02.12.2009/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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