Rom:Pompöse Trauerfeier für Mafia-Boss sorgt für Empörung

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In dieser Kutsche wurde der Sarg von Vittorio Casamonica transportiert. (Foto: dpa)

Rosenblätter und die Musik aus "Der Pate": Das Begräbnis für den Boss des Mafia-Clans Casamonica ist eine theatralische Inszenierung. Warum hat die Kirche das zugelassen?

Der römische Mafia-Clan Casamonica hat mit einer filmreif inszenierten Trauerfeier für Unmut gesorgt. "Es ist unerträglich, wenn ein Begräbnis benutzt wird, um mafiöse Botschaften auszusenden", sagte Bürgermeister Ignazio Marino laut einem Bericht der Tageszeitung La Repubblica. Der Casamonica-Clan soll in Drogenhandel und Prostitution verstrickt sein. Innenminister Angelino Alfano will untersuchen lassen, warum niemand die Aktion unterbunden hat.

Während der Trauerfeier am Donnerstag im Stadtteil Tuscolana waren vor der Kirche Transparente mit dem Bild Vittorio Casamonicas zu sehen - als Papst. Auf ihnen prangte die Aufschrift: "Du hast Rom erobert, nun wirst Du das Paradies erobern". Aus einem roten Hubschrauber regnete es rote Rosenblätter auf die Trauernden. Dazu spielte eine Kapelle Filmmusik - natürlich aus dem Mafia-Klassiker "Der Pate". Der Trauerzug zum zentralen Verano-Friedhof in der Nähe des Hauptbahnhofs führten eine von sechs schwarzen Pferden gezogene teilweise vergoldete Kutsche und ein Rolls Royce an. Hunderte Trauernde wohnten dem Spektakel bei, Fotos zeigen weinende Menschen, die versuchen, den Sarg zu berühren.

"Du hast Rom erobert - jetzt wirst du das Paradies erobern": Plakat an der Kirche, in der die Trauerfeier für Casamonica stattfand. (Foto: AP)

In den Medien und auf Twitter empörten sich Menschen darüber, dass die Kirche sich nicht gegen die Trauerfeier gewehrt hat. Dies sei dieselbe Kirche, kritisierte La Repubblica, die vor einigen Jahren dem todkranken Piergiorgio Welby ein Begräbnis verwehrt habe - weil er Sterbehilfe in Anspruch genommen, sich den Tod gewünscht und damit gegen die katholische Doktrin verstoßen hatte.

Der Pfarrer, der die Trauerfeier leitete, wurde nach Angaben des Vikariats von Rom durch die Inszenierung überrascht. Er habe die Casamonica nur dem Namen nach gekannt, sagte Pater Giancarlo Manieri nach der Feier: "Man hat mir erst wenige Minuten vor der Messe gesagt, dass der Tote der sogenannte Prinz war." La Repubblica zitierte Manieri jedoch auch mit der Aussage: "Würde ich es wieder tun? Wahrscheinlich ja, es ist mein Beruf. Auch der Vertreter eines Clans ist immer noch in der Kirche."

Vittorio Casamonica war im Alter von 65 Jahren verstorben.

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