Rom:Einer von uns

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Elisa Isoardi, die Verlobte des italienischen Innenministers Matteo Salvini, verkündet die Trennung von ihm per Intim-Selfie auf Instagram. Ein nackter Minister im Bett? Das ist sogar für Berlusconi-Land etwas Neues.

Von Oliver Meiler

In diesen Zeiten der mitunter totalen Selbstoffenbarung und bisweiligen Selbstentblößung in den sozialen Medien sollte ja eigentlich nichts mehr verwundern. Und doch! Nun hat also die Verlobte von Matteo Salvini, dem rechten und recht herzlosen Innenminister Italiens, der Welt das Ende ihrer Liebe verkündet. Auf Instagram. Mit einem, ja, denkwürdigen Selfie aus dem Bett.

Auf dem Foto sieht man Elisa Isoardi, 35, Moderatorin der TV-Kochshow "Prova del Cuoco", wie sie perfekt geschminkt in ihr Handy lächelt. Sie trägt einen weißen Bademantel. Neben ihr, geschafft und mit nacktem Oberkörper, der Minister der Republik. Er schläft wohl. Die italienische Presse beschreibt die Über-Kopf-Selbstaufnahme mit einer solchen Selbstverständlichkeit als "After-Sex-Selfie", dass man annehmen muss, es handle sich dabei um ein festes Genre.

Unter das ungewöhnlich offenherzige Bild setzte Isoardi den Dichtvers eines italienischen Nachwuchspoeten, übersetzt in etwa: "Fehlen wird mir nicht das, was wir uns gegeben haben, sondern das, was wir uns noch hätten geben sollen." Dazu: "Grazie, Matteo." Es vergingen einige Stunden, Salvini war gerade unterwegs nach Ghana, dann ließ der Herr Minister und Vizepremier mit ganz eigener Poesie und ebenfalls auf Instagram ausrichten: "Ich habe geliebt, ich habe vergeben, sicherlich habe ich auch Fehler begangen, aber ich habe immer daran geglaubt. Schade, jemand hatte andere Prioritäten."

Peinlich? Salvini verdankt einen beträchtlichen Teil seines politischen Aufstiegs den sozialen Medien. Er postet fast rund um die Uhr auf Twitter, Facebook und Instagram: Politisches, Persönliches, Gastronomisches, alles durcheinander und filterlos. Ein Team hilft ihm dabei, wie ein Mann aus dem Volk zu wirken, wie einer von uns, "uno di noi". Auch sein Liebesglück teilte er mit seinen Anhängern, zweieinhalb Jahre lang, etwa als säuselnde Tweets zwischen Posts über gesperrte Häfen und verhinderte Migranten im Mittelmeer. Isoardi postete mal ein Foto, das sie beim Bügeln von Hemden zeigt, als stünde sie im höheren Dienst am Lande.

Die Personalisierung der Politik erfährt mit Salvini eine Art Eskalation: die Intimisierung. Ein nackter Innenminister im Bett mit der Verlobten? Das haben sie auch in Italien noch nie gesehen, und das ist immerhin das Land, in dem Silvio Berlusconi vier Mal Ministerpräsident war. Schaden wird es Salvini wahrscheinlich nicht, eher im Gegenteil. Verletzt, verlassen - vielleicht sogar betrogen? Eben: Einer wie wir! Übrigens: Bisher folgte Matteo Salvini auf Instagram, wo er selbst fast eine Million Follower hat, nur einer einzigen Person, Elisa Isoardi. Jetzt sind es plötzlich dreißig, über Nacht. Darunter sind auch Damen, von denen man nun sagt, sie könnten durchaus einmal das eine oder andere Gedicht inspirieren.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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