Rockerprozess in Duisburg:Sechseinhalb Jahre Haft für früheren Satudarah-Präsidenten

Der Präsident der Duisburger Rockergruppe Satudarah muss sechseinhalb Jahre ins Gefängnis. (Foto: dpa)

Er ist der erste ehemalige Präsident eines Rocker-Clubs, der umfassend bei der Polizei ausgepackt hat: Der Ex-Präsident des Satudarah MC liefert den Ermittlern zahlreiche Hinweise - und ein Geständnis. Belohnt wird er mit einer vergleichsweise milden Strafe.

Er brach nicht nur den Ehrenkodex seines Motorradclubs und sprach mit der Polizei über Interna - der ehemalige Präsident des Satudarah MC forderte auch weitere Mitglieder zum Ausstieg auf. Mit einem umfassenden Geständnis ebnete er sich selbst den Weg zu einer milderen Strafe: Das Landgericht Duisburg hat den Ex-Rockerboss zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre gefordert.

Die Richter bestraften den Angeklagten im Wesentlichen wegen umfangreicher Drogen- und Waffengeschäfte. Der Mitangeklagte, der frühere Vize-Präsident des Satudarah MC muss sechs Jahre und drei Monate in Haft. Auch er hatte ein Geständnis abgelegt.

In seinen Aussagen hatte der 38-jährige Ex-Rockerchef Lieferwege für Drogen, Waffenquellen und die Namen von Hintermännern preisgegeben. Am Dienstag hatte er vor Gericht gesagt: "Die, die noch bei Satudarah sind, sollten mich zum Vorbild nehmen und auch den Club verlassen." Als Verräter fühlt sich der Angeklagte trotzdem nicht. "Ich habe nur die Wahrheit gesagt", sagte er vor dem Urteilsspruch. Den Entschluss zum Ausstieg aus dem Milieu fasste er nach eigener Aussage, als er von einer lebensgefährlichen Erkrankung seines Sohnes erfahren habe.

Für die ermittelnden Beamten war die Kooperationsbereitschaft des 38-Jährigen sehr einträglich. Durch die Aussagen konnten mehrere weitere Verfahren angestoßen werden - auch in den Niederlanden, der Heimat des Satudarah MC. "Das ist ein absolutes Novum", sagte die Ermittlungsführerin der Duisburger Polizei als Zeugin. "Es kommt eigentlich nicht vor, dass sich der Präsident einer Rockergruppe so umfassend äußert." Was der Satudarah-Präsident getan habe, habe sich bisher noch keiner getraut.

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