Im September 2017 erreichen die Polizei, mehrere Unternehmen und Verbraucherschutz-Organisationen eine E-Mail. Darin enthalten eine Drohung: Wenn er nicht 11,75 Millionen Euro erhalte, werde er Lebensmittel in Geschäften im In- und Ausland vergiften, schreibt der Verfasser. Kurz darauf stellt die Polizei in Konstanz fünf vergiftete Babybrei-Gläser sicher, bevor sie in den Verkauf gelangen können. Jede Portion enthielt laut Staatsanwaltschaft eine für Säuglinge und Kleinkinder tödliche Dosis.
Ein 54-Jähriger muss sich nun wegen versuchtem Mord, besonders schwerer räuberischer Erpressung und gemeingefährlicher Vergiftung vor dem Landgericht Ravensburg verantworten. Die Anklage geht davon aus, dass unter anderem die Mordmerkmale Habgier und Grausamkeit vorliegen. Im Extremfall droht dem Angeklagten lebenslange Haft.
Vor Beginn des Prozesses erklärt der Vorsitzende Richter, dass sich der Auftakt verzögert. Der Angeklagte habe sich selbst verletzt und sei nicht verhandlungsfähig. Lebensgefahr bestehe nicht. Der Prozess soll nun am 8. Oktober beginnen.
Weil damals unklar war, ob der Erpresser weitere Produkte vergiftet hatte, gaben die Behörden eine bundesweite Warnung heraus. Verbraucher sollten ihre Ware auf Beschädigungen prüfen und vor allem auf das Klacken beim Öffnen eines Glasbehälters. Die Polizei sprach von einem "herausragenden Erpressungsfall" und einem "sehr skrupellosen" Täter, der den Tod unschuldiger Menschen "billigend in Kauf" nehme.
Kurz darauf veröffentlichen die Ermittler Fahndungsfotos aus einer Überwachungskamera des Supermarktes in Friedrichshafen am Bodensee, in dem die vergifteten Babybrei-Gläser gefunden wurden. Sie zeigen einen etwa 50 Jahre alten Mann mit dicken Brillengläsern und sportlichen Schuhen.
Zwischen dem Fahndungsaufruf und der Festnahme des Verdächtigen vergingen 51 Stunden. Die Polizei fand in seiner Wohnung in Ofterdingen bei Tübingen eine Flasche Ethylenglycol - jenes Gift, mit dem die fünf Babynahrungs-Gläschen in Friedrichshafen versetzt worden waren. Einen Tag nach seiner Festnahme räumte der Mann die Tat ein.