Prozessauftakt in Stade:Rentner bestreitet Zerstückelung seiner Ehefrau

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Sie wurde zerstückelt, die Leichenteile wurden angezündet: Einem 79-Jährigen aus dem Raum Buxtehude wird der Mord an seiner Ehefrau zur Last gelegt. Zum Prozessauftakt in Stade präsentierte der offenbar psychisch kranke Mann eine alternative Tattheorie: Seine Frau habe sich selbst umgebracht.

Es waren grausige Funde, die Autofahrer und Spaziergänger im August 2011 in der Nähe von Buxtehude machten: An verschiedenen Stellen entdeckten sie brennende Leichenteile einer Frau. Schnell geriet der Ehemann des Opfers unter Mordverdacht. Der 79-Jährige soll seine Frau wenige Monate nach der goldenen Hochzeit in ihrem Haus erschlagen, ihre Leiche zerstückelt und an mehreren Orten im Umkreis angezündet haben.

Seit Dienstag steht der Rentner nun vor dem Landgericht in Stade. Er bestreitet die Tat. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann an einer krankhaften seelischen Störung leidet und zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig war. In dem Verfahren geht es darum, ob er dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht wird.

Beschuldigter spricht von Unfall

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat der Rentner seine Frau mit massiven Schlägen auf Kopf, Hals und Oberkörper getötet. In Handschellen und begleitet von drei Pflegern trat der Mann vor die Richter. Er habe sie auf der Fahrt beleidigt und bedroht, sagten seine Begleiter.

Mit dem gewaltsamen Tod seiner Frau habe er nichts zu tun, erklärte der 79-Jährige, der seit Oktober in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist. Seine Frau sei am Morgen des Unglücks mit Marmeladengläsern die steile Kellertreppe heruntergegangen und dabei ausgerutscht. Nach dem ersten Sturz habe er Verbandsmaterial geholt. In der Zwischenzeit sei seine Frau mehrere Male aufgestanden und wieder hingefallen. Dabei habe sie sich unter anderem an einer Säge verletzt. "Umgebracht hat sie sich selber, ich hab nur versucht, sie zu retten", erklärte er.

Warum sie sich das Leben nehmen wollte, wisse er auch nicht. Nach der Erstversorgung ihrer Wunden an Hals und Oberkörper hat der Beschuldigte seine Frau nach eigenen Angaben zum Arzt gefahren. Es sei abgesprochen gewesen, dass sie ihn anrufe oder er sie andernfalls eine Stunde später abhole. Als sie nicht dagewesen sei, sei er davon ausgegangen, dass es ihr besser gehe und sie zu Bekannten gegangen sei.

Als sie auch am Abend nicht zurückgekehrt war, habe er sie mit dem Auto gesucht und es dabei auch an einer Stelle brennen sehen. "Gefunden hab ich sie nicht." Die Tochter des Ehepaares hatte ihre Mutter als vermisst gemeldet. Sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf, nahm am ersten Verhandlungstag jedoch nicht teil.

Ein Polizist hatte zufällig einen Teil des Torsos brennend am Straßenrand entdeckt, kurze Zeit später fand ein anderer Beamter einen weiteren. In den darauffolgenden Tagen entdeckten Spaziergänger und ein Jogger Kopf, Arme und Unterschenkel der Toten.

Für das Sicherungsverfahren sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Mit einer Entscheidung zur Unterbringung in der Psychiatrie wird frühestens Ende Februar gerechnet.

© Süddeutsche.de/dpa/jkz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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