Prozess um Rotterdamer Kunstraub:Angeklagte bieten Rückgabe der Gemälde an

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Catalin Dancu, der Verteidiger von Radu Dogaru und dessen Mutter Olga. Diese soll die wertvollen Meisterwerke in ihrem Badeofen verbrannt haben, um ihren Sohn zu schützen. (Foto: REUTERS)

Meisterwerke von Matisse und Monet, gestohlen aus der Rotterdamer Kunsthalle und verbrannt in einem rumänischen Ofen: Vor Prozessbeginn sah alles danach aus, als seien die verschwundenen Bilder für immer verloren. Nun bieten die mutmaßlichen Räuber plötzlich die Rückgabe der Werke an - und wollen dafür eine Verlegung des Prozesses nach Holland.

Von Renate Meinhof

Maria Vasii ist eine schmale, mädchenhaft wirkende Frau, alleinerziehende Mutter, und wenn man sie reden hört, im Ton streng und begeistert zugleich, weiß man, dass der mutmaßliche Kunsträuber Eugen Darie aus Macin in Ostrumänien es gut getroffen hat mit seiner Verteidigerin.

Maria Vasii landete denn auch gleich einen Coup, der die Phantasie um die Existenz (oder Nicht-Existenz) der gestohlenen sieben Meisterwerke aus der Rotterdamer Kunsthalle anheizen dürfte ( SZ vom 12. August).

Anheizen ist überhaupt das Stichwort, denn Maria Vasii hat am Dienstag in Bukarest im Namen des Verteidigerteams vor laufenden Kameras folgenden Satz gesagt: "Unsere Mandanten haben uns mitgeteilt, dass die Bilder nicht verbrannt wurden. Sie erwarten, richtig und korrekt behandelt zu werden. Dann werden sie alles Notwendige tun, um die Gemälde an die niederländischen Behörden zurückzugeben."

Rätselraten um die verschwundenen Meisterwerke

Was bedeuten diese Sätze? Sind die sieben gestohlenen Gemälde im Dorf Carcaliu, fünf Kilometer von Macin entfernt, nicht verbrannt worden? Oder nicht alle?

Und heißt das, dass die Angeklagten im Moment nicht korrekt behandelt werden?

Der Reihe nach. Am Dienstag wurde in Bukarest der Prozess gegen Radu Dogaru, Eugen Darie und vier weitere Angeklagte eröffnet und sogleich auf den 10. September vertagt. Dogaru und Darie sind des schweren Diebstahls angeklagt. In der Nacht zum 16. Oktober 2012 sollen sie aus der Rotterdamer Kunsthalle sieben wertvolle Gemälde, Bilder von Matisse, Monet, Gauguin und anderen, gestohlen haben.

Olga Dogaru, Radu Dogarus Mutter, hatte im März gestanden, alle Gemälde in ihrem Badeofen verbrannt zu haben. Da war ihr Sohn schon in Untersuchungshaft. Sie habe, "um Radu zu schützen", alle Beweise vernichten wollen. Später zog sie ihr Geständnis zurück. Eine Analyse der Aschereste deutet aber darauf hin, dass ein oder mehrere Gemälde in Carcaliu, nahe der ukrainischen Grenze, verbrannt sind.

Catalin Dancu, der Verteidiger von Mutter Olga und Sohn Radu, sagte in Bukarest, er wolle die Aschereste nach Paris schicken lassen, damit sie dort, im Museum des Louvre, noch einmal untersucht werden. Das wäre dann die dritte Analyse der Asche aus Olga Dogarus Badeofen.

Verlegung des Prozesses als eigentliches Ziel

Das Verteidigerteam will offenbar Zeit gewinnen für einen Deal: Bilder gegen Ortswechsel. Es will erreichen, dass der Prozess nach Holland verlegt wird und die Angeklagten dort ihre Strafe verbüßen. Doch woher nehmen die Verteidiger die Sicherheit, dass ihre Mandanten nicht lügen?

Im Moment sitzen sie im Gefängnis Rahova im Südwesten von Bukarest. Wer dort den elenden, völlig heruntergekommenen Aufenthaltsraum des Wachpersonals in Augenschein nimmt, weiß, warum Radu Dogaru und Eugen Darie lieber in Holland ins Gefängnis wollen.

© SZ vom 14.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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