Prozess um getöteten Arzt aus Nürnberg:Angeklagte im Gsell-Prozess zu langen Haftstrafen verurteilt

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  • Der Fall des getöteten Schönheitschirurgen Franz Gsell ist in Nürnberg ein Urteil gefallen: Zwei Männer aus Rumänien sind zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
  • Sie hätten sich des schweren Raubes mit Todesfolge schuldig gemacht, so die Richter.

Von Katja Auer, Nürnberg

Urteil im Fall Gesell

Wegen des tödlichen Überfalls auf den Nürnberger Schönheitschirurgen Franz Gsell sind zwei Männer zu jeweils elf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth sprach die 39 und 45 Jahre alten Angeklagten wegen besonders schweren Raubes mit Todesfolge schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von jeweils 13 Jahren gefordert. Die Verteidigung plädierte auf drei bis fünf Jahre Haft.

Die Tat und der Verdacht gegen die Ehefrau

Fast zwölf Jahre ist es her, dass der Schönheitschirurg Franz Gsell in seiner Villa im Nürnberger Nobelviertel Erlenstegen überfallen wurde und elf Wochen später an den Folgen seiner Verletzungen starb. Der Fall hatte großes Aufsehen erregt, war doch die junge Witwe Tatjana ins Visier der Ermittler geraten.

Es hieß, sie habe zusammen mit einem Jugendfreund einen großangelegten Versicherungsbetrug geplant und dafür eine Bande von Autoschiebern angeheuert, die ihr Mercedes-Cabrio von Nürnberg ins Ausland verschaffen sollten. Dabei könnte die Sache eskaliert und Gsell niedergeschlagen worden sein, so die erste Theorie.

Tatjana Gsell saß 2003 fast ein halbes Jahr in Untersuchungshaft und wurde wegen des geplanten Versicherungsbetrugs auch verurteilt, ebenso wie ihr Jugendfreund und die beiden Autoschieber. Eine Beteiligung am Tod von Gsell konnte allerdings keinem der Verdächtigen nachgewiesen werden.

Wie die Polizei auf die Spur der beiden jetzt verurteilten Männer kam

Die Spekulationen freilich hielten sich, wenigstens bis 2010, bis die Ermittler zufällig auf die Spur der beiden jetzt verurteilten Rumänen stießen. Bei einem Diebstahl in Dänemark fanden sie die gleichen DNS-Spuren wie nahe der Villa in Erlenstegen. Es dauerte lange bis zum Prozess, zwischendurch mussten die Männer deswegen sogar aus der Untersuchungshaft entlassen werden und tauchten in ihrem Heimatland unter. Als sie dann von September an doch noch auf der Anklagebank saßen, schwiegen die beiden.

Geschichte mit Seifenoper-Charakter

Dafür redete Tatjana Gsell, die als Zeugin geladen worden war. Und erzählte, dass sie damals alles erfunden habe. Weil sie in der Untersuchungshaft unter Druck gesetzt worden sei und auch ihr Anwalt ihr zu einem Deal geraten habe. Es sei alles gelogen gewesen. Die Autoschieberei habe es nie gegeben. Pläne dafür hätten zwar bestanden, aber sowohl ihr Ehemann als auch jener Jugendfreund, der selbst verurteilt wurde, hätten ihr davon abgeraten.

Auch allerhand pikante Details, die der Geschichte Seifenoper-Charakter verliehen, stimmen nach Aussage der Witwe nicht, wie zum Beispiel die Tatsache, dass ihr Liebhaber, mit dem sie auf Marbella weilte, während ihr Mann überfallen wurde, sie erpresst habe. Warum sie das alles erfunden habe, wollte der Richter wissen. Darauf wusste Frau Gsell keine Antwort.

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