Prozess in Karlsruhe:Mutter vergiftet Kinder aus Verzweiflung - mehr als drei Jahre Haft

  • Die 27-jährige Mutter hat ihre beiden Töchter und sich selbst mit Schmerzmitteln vergiftet; alle drei konnten noch rechtzeitig gerettet werden.
  • Einem Gutachter zufolge hat die Frau keine psychische Krankheit und ist voll schuldfähig.

"Das fällt uns nicht leicht, aber wir müssen uns an das Gesetz halten", sagte der Vorsitzende Richter als er das Urteil verkündete. Drei Jahre und drei Monate muss eine 27-Jährige ins Gefängnis, weil sie ihre beiden Töchter vergiftet hat. "Was Sie gemacht haben, war ein versuchter Mord."

Die alleinerziehende Mutter aus der Gemeinde Marxzell nahe Karlsruhe hatte dem Gericht zufolge im Juni vergangenen Jahres verschiedene Schmerzmittel in die Limonade der zwei und vier Jahre alten Kinder gerührt. Anschließend trank sie selbst auch davon. Alle drei wurden rechtzeitig gerettet, da der getrennt lebende Ehemann aus Sorge die Polizei verständigt hatte. Grund für die Tat war offenbar Verzweiflung. Die Mutter sah keinen Ausweg aus ihrer Lebenssituation: alleinerziehend, ohne Arbeit und ohne sicheren Wohnsitz.

Mit seinem Urteil blieb das Gericht nahe an der Forderung der Staatsanwaltschaft, die dreieinhalb Jahre Haft gefordert hatte. Das ist nah an der Mindeststrafe bei versuchtem Mord, die drei Jahre beträgt. Die Verteidigung hatte für eine Freiheitsstrafe plädiert, die auf Bewährung ausgesetzt werden kann - also maximal zwei Jahre. Die Richter sahen jedoch eine klare Tötungsabsicht gegeben, da die Frau geäußert hatte, ihr Leben und das ihrer Kinder beenden zu wollen. Außerdem habe die Mutter das Vertrauen und die Wehrlosigkeit ihrer Töchter ausgenutzt. Einem Gutachter zufolge habe die 27-Jährige keine psychische Störung und sei daher voll schuldfähig.

© SZ.de/dpa/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: