Prozess gegen Böhse-Onkelz-Sänger:"Ich habe aus Fehlern gelernt"

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Am zweiten Verhandlungstag die erste Reaktion des Angeklagten: Kevin Russell weicht den Vorwürfen im Unfallflucht-Prozess aus - und hat angeblich seit langem den Drogen abgeschworen.

Mit heiserer, kaum verständlicher Stimme hat sich der angeklagte Böhse-Onkelz-Sänger Kevin Russell am zweiten Prozesstag zu seinem Drogenkonsum und seiner Zukunft geäußert. "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt", sagte der 46-Jährige und kündigte an, seinen Wohnsitz von Irland nach Deutschland zu verlegen, ein gutes Internat für seinen elfjährigen Sohn und eine gemeinsame Wohnung im Taunus suchen zu wollen. "Ich will mich nur noch um ihn kümmern, ich bin der Einzige in der Familie, den er noch hat." Zu den Anklagevorwürfen äußerte sich der Frontmann der vor fünf Jahren aufgelösten Rockband aber erneut nicht.

Kevin Russell am zweiten Prozesstag: "ich schwöre auf den Namen meines Sohnes." (Foto: dapd)

Russell ist wegen fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Straßenverkehrsgefährdung und Unfallflucht angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, unter Drogeneinfluss am Silvesterabend 2009 mit Tempo 230 in einem Sportwagen auf der Autobahn Wiesbaden-Frankfurt einen schweren Unfall verursacht zu haben. Dabei waren zwei junge Männer lebensgefährlich verletzt worden, unter den Folgen des Unfalls leiden sie noch heute.

Statt den beiden aus dem brennenden Autowrack zu helfen, soll Russell sich kurz vergewissert haben, dass Hilfe da war, und dann zu Fuß über die Felder geflüchtet sein.

Kaum verständliche Sätze

Die Anklage wirft dem Rocksänger außerdem vor, einen Freund fälschlicherweise als Fahrer des Unfallwagens benannt zu haben. Dieser hatte sich in Begleitung von Russells Manager auch selbst bei der Polizei der Tat bezichtigt. Beide hatten angekündigt, sich vor Gericht nicht belasten zu wollen, und waren deshalb nicht als Zeugen gehört worden. Bei einer Verurteilung drohen dem vorbestraften Russell einige Jahre Haft.

"Die zentrale Frage ist, wer hat am Steuer gesessen?", sagte der Vorsitzende Richter Klaus Eckhardt. Zu seinem Drogen- und Alkoholkonsum sagte Russell: "Ich war vor 25 Jahren heroinabhängig, dreimal." Und: "Aber nicht in der Silvesternacht, das schwöre ich auf den Namen meines Sohnes."

Medikamente nehme er nie vor dem Autofahren: "Ich habe niemals irgendjemand in Gefahr gebracht." Alkohol trinke er auch nicht mehr, wiederholte Russells Anwalt einen der kaum verständlichen Sätze des Angeklagten, der vor der 4. Strafkammer erschienen war.

Am Nachmittag sollte ein Rechtsmediziner als Gutachter gehört werden. Zuvor waren sieben Zeugen vernommen worden, darunter Polizeibeamte, Angestellte des Hotels im Taunus, in dem Russell wohnt, und der Besitzer des Unfallwagens.

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