Prozess:Demenzkranker gesteht Erpressung von Familie de Mol

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Mehr als ein Jahr lang wurden Linda de Mol und ihr Bruder John erpresst. (Foto: Marcel Hemelrijk/dpa)
  • Ein Jahr lang wurden die niederländische TV-Moderatorin Linda de Mol und ihre Familie erpresst. Nun steht der 71-jährige Tatverdächtige vor Gericht.
  • Er macht einen unauffälligen Eindruck - und leidet an einer Form von Demenz, sagen die Gutachter.
  • Trotzdem hat er die Tat offenbar detailliert geplant und ausgeführt. Die Staatsanwaltschaft fordert zehn Monate Haft auf Bewährung.

14 Drohbriefe in einem Jahr

Unauffällig und seriös - so ist der erste Eindruck von dem Mann, der mehr als ein Jahr lang die niederländische TV-Moderatorin Linda de Mol (50) und ihre Familie terrorisierte. Im Gerichtssaal in Utrecht sitzt am Donnerstag, so zeigen es die Bilder im niederländischen Fernsehen, ein gepflegter Rentner im hellen Jackett. Er spricht sicher, mit fester Stimme: "Ja, das habe ich getan."

Dieser Mann also hat Linda de Mol (50) und ihren Bruder, den Medienunternehmer und Milliardär John de Mol (60), erpresst. Der 71-jährige Dirk M. hat in 14 Drohbriefen erst fünf Millionen Euro, dann zehn Millionen Euro gefordert. Andernfalls, so drohte er, wolle er Linda de Mol und ihren Kindern etwas antun. "Er wurde immer aggressiver", sagte John de Mol vor der Polizei aus.

Dirk M. handelte nicht aus Eigennutz, sagt er den Richtern. Er habe Geld gewollt, "um Armut in Südafrika und Indonesien zu bekämpfen". Reue fühle er nicht. "Das Ziel heiligt die Mittel." Ein kaltschnäuziger Krimineller also? Er leide an einer Form von Demenz, erklären die Gutachter. Die Erpressung aber plante er detailliert. Auch im Gerichtssaal erinnert er sich an jede Einzelheit.

Welche Strafe ist angemessen?

Genau das passe zu dem Krankheitsbild, sagen die Experten. Seine Fähigkeit zur Empathie sei gestört. Sein Verhalten sei obsessiv und zwanghaft. Seine Umgebung, Frau und Kinder, merkten davon wohl nichts. "Das ist durch die regelmäßige Lebensweise zu erklären und seine kognitive Reserve, sein ausgeprägtes hohes Maß an Sozialverhalten", erklärt die Staatsanwältin.

Die Schuldfrage ist schnell geklärt. Doch welche Strafe ist angemessen? M. ist nach Aussagen der Gutachter nur sehr begrenzt zurechnungsfähig und nicht haftfähig. Sein Verteidiger plädiert auf Einstellung des Verfahrens. "Er wurde nur durch seine Krankheit gesteuert. Er ist völlig unzurechnungsfähig", sagt er.

Niederlande
:Erpresser von Linda de Mol festgenommen

Er soll die Moderatorin seit mehr als einem Jahr mit Briefen bedroht haben: In den Niederlanden ist der mutmaßliche Erpresser von Linda de Mol festgenommen worden.

Die Strafe soll dem Leiden der Opfer gerecht werden, betont die Anklage. Was Linda und John de Mol, die nicht im Gerichtssaal sind, durchgemacht haben, versucht die Staatsanwältin zu skizzieren. "Er hat uns unsere Freiheit genommen", hat die Moderatorin, die in Deutschland vor allem mit der "Traumhochzeit" auf RTL berühmt wurde, der Anklage gesagt. Und das 13 Monate lang. Ihr Sohn und ihre Tochter hätten nicht länger allein mit dem Fahrrad fahren können, wie die anderen Teenager. "Schwächling" hätten Mitschüler Lindas Sohn gehänselt, weil er von einem Chauffeur gebracht wurde.

Zehn Monate Haft auf Bewährung, fordert die Anklage. Und symbolisch 141 Tage Haft - genau die Zeit, die er bereits in Untersuchungshaft saß. Ein Urteil soll in zwei Wochen fallen.

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