Im Prozess um den brutalen Missbrauch und die Tötung einer chinesischen Studentin in Dessau hat die Angeklagte sich erstmals zu Wort gemeldet. Die 21-Jährige schilderte vor dem Landgericht, dass sie seit Jahren von ihrem ebenfalls angeklagten Lebensgefährten missbraucht worden sei. Der Mann habe sie sehr oft zu Sexualpraktiken gezwungen, die sie nicht wollte. Er habe auch Gewalt angewandt, sie geschlagen, bedroht und erniedrigt.
Die junge Frau brach immer wieder in Tränen, als sie ihre schriftlich vorbereitete Aussage vorlas. Der 21 Jahre alte Angeklagte neben ihr zeigte keine Regung, er hielt die Arme verschränkt, sein Blick war nach unten gerichtet. Bislang hatten die beiden Angeklagten geschwiegen.
Das Paar ist wegen Vergewaltigung und Ermordung einer 25-jährigen chinesischen Studentin angeklagt. Die Angeklagte gestand, dass sie auf eine Forderung ihres Partners hin im Mai die junge Frau in eine leerstehende Wohnung lockte.
Eltern des Angeklagten sind Polizisten
Die Anklage wirft dem Duo vor, die Studentin dort mehrfach vergewaltigt zu haben. Anschließend sollen sie ihr Opfer über Stunden allein gelassen haben, in der Annahme, es würde sterben. Als das nicht geschah, trugen sie die Frau ins Freie und legten die Sterbende hinter ein Dixi-Klo. Einen Tag später wurde sie dort tot aufgefunden.
Für Aufsehen hatte der Fall gesorgt, weil der Angeklagte der Sohn einer Polizistin und der Stiefsohn des Revierleiters von Dessau ist. Eine Woche nach der Tat half der Polizeichef dem Stiefsohn beim Umzug. Später fanden sich Blutspritzer der Studentin im Treppenhaus. Der Polizeichef will nichts gesehen haben. Die Mutter war an der Ermittlung beteiligt - sie befragte Kommilitonen der getöteten Studentin.
Als der Mord bekannt wurde, meldete sich eine junge Frau aus Bayern. Sie sagte, der Angeklagte habe sie zweimal vergewaltigt. Eigentlich wollte sie ihn anzeigen, aber er habe ihr gedroht, dann zeige er auch sie an - und sein Vater sei der Polizeichef von Dessau. Die junge Frau zog lieber weg.