#pickpocket:Ei, Ei, Ei, es reimt die Polizei

Lesezeit: 2 min

  • In einer Social-Media-Aktion warnt die Polizei die Bewohner Berlins vor Taschendieben.
  • Unter dem Hashtag #pickpocket twitterten die Beamten zehn Tage lang - in Reimform.

Von Laura Hertreiter

Mit der Sprache auf deutschen Polizeiwachen ist es wie mit den Pommes amerikanischer Fastfood-Ketten. Man weiß was man kriegt, egal in welchem Winkel des Landes. Begriffe so lang wie die Minuten in einer Verkehrskontrolle, "Atemalkoholkonzentration" zum Beispiel. Und unaufgeregte Nüchternheit: In einer Mitteilung über einen brutal erschlagenen Mann ist von einem "Tötungsdelikt zu Ungunsten eines Rentners" zu lesen.

Während also der Rest des Landes um Dialekte und den Erhalt der Sprache bangt, pflegen Polizisten ihren Jargon mit Erfolg. Wen wundert es da, dass Sprach-Ordnungshüter in der Hauptstadt mit ihrer Twitterkampagne ein echtes Ausnahmewerk geschaffen haben?

Rempelnder Rolltreppentäter

In Nähe von Bahnsteigen aufgepasst, vor allem bei Gedränge und bei Hast, der Dieb Ihnen gern in die Tasche fasst. Kurznachrichten wie diese waren als ganz ernsthafte Aufklärungsaktion gedacht: Zehn Tage lang twitterten fünf Beamte unter dem Stichwort #pickpocket zu Taschendiebstählen in Berlin, um die Menschen dort zu sensibilisieren. Überall im Land experimentieren Polizisten derzeit mit Tweets und Posts. Diesmal, das kann man schon so sagen, entstand Polizeipoesie in 850 Kleintexten. Verse, Aphorismen, Kurzprosa. Rempelnder Rolltreppentäter ringt reisendem türkischen Touristen am Regionalbahnhof Reisekasse ab. Klassischer Stabreim, große Kunst in der Tradition Wotans, der in Richard Wagners Walküre ruft: "Wer so die Wehrlose weckt, dem ward, erwacht, sie zum Weib!"

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Etwa hundert Diebstähle habe die Polizei in der Hauptstadt täglich gezählt, sagt Andrea Keune, Twitterpoetin der Berliner Social-Media-Sondereinheit. So viele, dass nicht jeder in das Gesamtwerk aufgenommen werden konnte. Und dass längst nicht jeder gelöst werden kann. Die Aufklärungsquote liegt bei gerade mal vier Prozent. Die vermutlich weniger feingeistigen unter den mehr als 72 000 Menschen, die der Berliner Polizei auf Twitter folgen, regten daher an: Das Reimen Experten überlassen? Und lieber Fälle ermitteln, die besonders krassen?

Geklaut wird alles

Die dramatische Botschaft des polizeipoetischen Werks aber lautet: Der Hauptstadt droht auch in diesem Jahr ein Rekord, was die Zahl angezeigter Taschendiebstähle angeht, es wäre der sechste in Folge. 2009 gab es laut Kriminalstatistik knapp 12 000 Taschendiebstähle, im vergangenen Jahr mehr als 32 000, nicht angezeigte Taten nicht mitgezählt.

Neben der Textkunst veröffentlichten die Polizisten Karten, auf denen die Orte mit den jeweils meisten Diebstählen markiert waren. Vor allem die Klassiker: Bahnhöfe und Einkaufszentren, Alexanderplatz, Friedrichstraße, Warschauer Brücke. "Entwendet wird wirklich alles", sagt Andrea Keune. Meist bemerkten die Opfer erst viel später, dass Geld, Hörgerät oder Zahnprothese weg seien. Kurz: Hose eingeritzt, iPhone rausstibitzt.

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© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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