Offenbach:Der Wels, der alle Gegner wegbeißt

Lesezeit: 1 Min.

In diesem Teich im Dreieichpark lebt der Wels. (Foto: dpa)
  • Seit etwa einem Jahr lebt in einem Teich im Offenbacher Dreieichpark ein Wels, der den Tierbestand in dem Gewässer bereits extrem dezimiert haben soll.
  • Nun will die Stadt das Tier einfangen.

Von Eva Casper

"Küken-Killer" hat ihn die Lokalpresse getauft. Immerhin hat der Wels in Offenbach mittlerweile einen ganzen Teich weitgehend leergefressen. Und selbst vor süßen Enten-Küken macht sein Hunger offenbar nicht Halt. Er - oder sie, das Geschlecht des nimmersatten Tieres ist unbekannt - ist der einzige Wels im Offenbacher Dreieichpark. Seit etwa einem Jahr treibt er dort sein Unwesen, nun hat die Stadt entschieden den "Küken-Killer" endgültig loszuwerden.

Im Gegensatz zum Wels will die Stadt Offenbach allerdings Milde mit ihrer Beute walten lassen. Ein Fischer soll das etwa 1,50 Meter große Tier lebend fangen und in einem privaten Gewässer aussetzen. "Es muss aber zunächst geprüft werden, ob das Gewässer auch wirklich abgesichert ist und der Wels nicht in ein fließendes Gewässer schwimmen kann", sagte die Sprecherin der Stadt. Auch müsse noch untersucht werden, ob die neue Heimat wirklich artgerecht für einen Wels ist.

Genau das hatte nämlich zuvor für Diskussionen gesorgt. In hessischen Gewässern gilt der Wels als nichtheimische Art, ein Zugewanderter sozusagen. Ihn einfach in andere Gewässer auszusetzen, verstößt gegen das Gesetz. Der Main, der durch Offenbach fließt, schied als Lebensraum daher aus. Der "Problemwels", auch liebevoll "Walli" genannt, hat nun aber von mehreren Teichbesitzern Asyl angeboten bekommen, wie die Offenbach-Post berichtet. Die Angebote werden nun geprüft.

Fraglich ist noch, wie "Walli" in sein neues Zuhause kommen soll. Der Vorschlag, ihn mithilfe von Elektrofischerei, also ihn mithilfe eines durch das Wasser geleiteten Stroms in die gewünschte Richtung zu lenken wurde wieder verworfen. Je wärmer das Wasser ist, desto schwieriger lasse sich die Wirkung des Stroms vorhersagen. Andere Lebewesen könnten verletzt oder der Wels nicht ausreichend betäubt werden, hieß es. Nun soll ein klassischer Angler sein Glück versuchen. Einen solchen Angler zu finden, könnte kompliziert werden. Ein bereits kontaktierter Angelsportverein hatte sein Angebot, den Wels zu fangen, wieder zurückgezogen. Es habe "regelrechte Hasstiraden" gegen seinen Verein gegeben, zitiert die Zeitung ein Vereinsmitglied.

Bleibt noch die Frage, wie der Wels überhaupt in den Teich im Dreieichpark gelangen konnte. Die Stadt hat eine Theorie, die zumindest für Laien ungewöhnlich klingt. Demnach könnte das Tier als Fischlaich an den Flossen von Enten von einem anderen Gewässer eingeschleppt worden sein.

© SZ.de/dpa/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tierschutz
:Nordsee unter Strom

Der Einsatz von elektrischen Netzen ist bisher nur wenigen Fischern erlaubt. Eine EU-Abstimmung könnte das jetzt ändern. Zwischen Umweltschützern und Unternehmern ist deshalb ein Streit entbrannt.

Von Thomas Hummel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: