Ölpest im Golf von Mexiko:"Bedrohung unserer Lebensweise"

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Während sich der Ölteppich weiter ausbreitet, erwägen US-Staaten eine Klage gegen den verantwortlichen Energiekonzern BP. Auch Obama gerät unter Druck.

Der Ölkonzern BP hat nach Angaben des Gouverneurs von Louisiana noch immer kein Konzept für den Schutz der Küstenregion im Golf von Mexiko vorgelegt. Vor der Südküste der USA breitet sich der gigantische Ölteppich noch immer nahezu ungehindert aus.

Schwimmende Ölbarrieren am Mississippi-Delta sollen das anschwemmende Öl von der US-Südküste fernhalten - ein schwieriges Unterfangen. (Foto: Foto: dpa)

Entsprechende Pläne habe er bereits vor mehr als einer Woche angefordert, sagte Gouverneur Bobby Jindal. Der Ölteppich bedrohe "buchstäblich unsere Lebensweise."

US-Staaten erwägen Klage gegen BP

Jindal will heute gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama in das betroffene Gebiet reisen. Obama hat Innenminister Ken Salazar mit der Anfertigung eines Berichts zur "vollständigen Aufklärung" des Desasters beauftragt. Doch auch der Präsident muss sich Kritik am Krisenmanagement seiner Regierung gefallen lassen. Bei dem kurzfristig anberaumten Besuch der betroffenen Gebiete will sich Obama nun selbst ein Bild von der Lage machen.

Die Justizminister der betroffenen Anrainerstaaten Alabama, Florida, Mississippi, Louisiana und Texas wollen unterdessen über die rechtlichen Optionen beraten, BP und andere Firmen wegen der immensen Schäden zu verklagen. BP betrieb die Ölbohrplattform, deren Havarie die Katastrophe auslöste.

Der Ölteppich hat mittlerweile eine Größe von rund 9900 Quadratkilometern. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche von Rheinland-Pfalz. Aus dem Leck unter Wasser strömen weiterhin täglich mehr als 750.000 Liter Öl aus.

Starke Winde und hoher Seegang haben bislang alle Versuche zur Abwehr einer drohenden Ölkatastrophe vereitelt. Bereits am Freitag hatten erste Ausläufer des Ölteppichs Louisianas Küste erreicht. Die Wetterbedingungen erschweren insbesondere das Anbringen von Sperren, die das Öl von den Küsten fernhalten sollen. "Wir haben starken Wind und hohe Wellen. Das sind schwierige Bedingungen", sagte der Sprecher der US-Fischereibehörde, Tom McKenzie.

Machtlos gegen den Ölteppich

Umweltschützern zufolge könnte es Jahrzehnte dauern, bis sich das hochsensible Ökosystem an der US-Küste von der Ölkatastrophe erholt. "Es gibt wahrscheinlich auf der ganzen Welt nicht genügend Ölsperren, um zu schützen, was geschützt werden müsste", sagte Mark Floegel von der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Auf der Bohrinsel Deep Water Horizon hatte sich am 20. April eine Explosion ereignet, zwei Tage später versank sie im Meer. Seither strömt unaufhörlich Öl in den Golf von Mexiko und bedroht die Küsten von Louisiana, Florida, Alabama und Mississippi.

Der von der US-Regierung mit dem Krisenmanagement betraute Admiral der Küstenwache, Thad Allen, teilte mit, dass die Öl- und Gasproduktion der USA bislang nicht durch die Ölkatastrophe beeinträchtigt seien. Auch die Schifffahrtsrouten würden bislang nicht behindert. Gleichwohl warnte Allen, dass angesichts der Menge des auslaufenden Öls eine "außergewöhnliche Menge von Problemen" bevorstehe. Es sei "logisch", anzunehmen, dass die Küste von dem Ölteppich betroffen sein werde.

© sueddeutsche.de / AP / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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