Notwasserung in New York:Die Zweifel des "Helden vom Hudson"

Lesezeit: 2 min

Die ersten Nächte waren die schlimmsten: Pilot Chesley Sullenberger über Selbstzweifel nach der Notwasserung im Hudson und den Moment, als Vögel beide Triebwerke lahmlegten.

Flugkapitän Chesley "Sully" Sullenberger hat nach der dramatischen Notlandung seines Airbus A320 im New Yorker Hudson River schlaflose Nächte verbracht. Die ersten Nächte seien die schlimmsten gewesen, sagte Sullenberger im US-Sender CBS.

"Ich hatte einen Job zu erledigen": Chesley Sullenberger (zweiter von rechts) und seine Crew im Interview. (Foto: Foto: AP)

Bei der spektakulären Notwasserung vor drei Wochen konnten alle 155 Menschen an Bord gerettet werden. Amerika feierte die Notwasserung als "Wunder vom Hudson". Nur Minuten nach dem Start war das Flugzeug in einen Vogelschwarm geraten. Das ist seit vergangenem Donnerstag offiziell: In beiden Triebwerken der Unglücksmaschine wurden Reste von Vogelkörpern gefunden.

Sullenberger sagte, er habe zunächst gedacht, dass er in der kritischen Situation nach dem Ausfall beider Triebwerke kurz nach dem Start etwas anderes hätte tun können. "Die ersten Nächte waren die schlimmsten. Da begannen die Fragen. Was wäre gewesen, wenn... Machte das Schlafen schwer." Mittlerweile bedauere er aber keine seiner Handlungen mehr.

Die Entscheidung, das Flugzeug mit 155 Menschen an Bord auf dem Fluss zu landen, sei die einzige vernünftige Alternative zu dem Versuch gewesen, zum New Yorker Flughafen La Guardia zurückzukehren oder auf dem Airport von Teterboro in New Jersey zu landen. Nach der spektakulären Wasserung des Airbus am 15. Januar hatten alle Passagiere und Besatzungsmitglieder das Flugzeug verlassen können.

In der Sendung "60 Minutes" beschrieb Sullenberger den Moment, als die Vögel in beide Triebwerke gerieten. "Das war der widerlichste Moment in meinem Leben. Mir drehte sich die Magengrube um und ich hatte das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen", sagte Sullenberger dem Sender. "Ich wusste sofort, dass die Situation sehr ernst war."

Das Geräusch, als die Vögel gegen die Maschine prallten, und der Geruch verbrannten Geflügels, der in die Kabine zog, seien schockierend gewesen, berichtete der US-Airways-Pilot. Es habe sich angefühlt, als ob die Maschine in schweren Regen oder Hagel geraten sei. "Es hörte sich an wie das schlimmste Unwetter, das ich je gehört habe - und ich komme aus Texas."

Erst vor wenigen Tagen wurden die Aufnahmen des Funkverkehrs zwischen Pilot Sullenberger und dem Tower veröffentlicht. Sie verdeutlichen, wie Sullenberger ruhig und bestimmt Anweisungen an den Tower gibt, wie er die Alternativen durchgeht - Landebahn des New Yorker Flughafens, Landebahn Teterboro in New Jersey - und schließlich zu dem Schluss kommt: "Schaffen wir nicht."

Seinen Humor jedenfalls hat Sullenberger inzwischen wieder: Das Beten, sagte er im Interview, das habe er den Passagieren überlassen. "Ich musste schließlich einen Job erledigen."

© sueddeutsche.de/AP/hai/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: