Das Flugzeug im Hudson:Das Wunder von Manhattan

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New York zeigt sich erleichtert über den glimpflichen Ausgang der spektakulären Notwasserung eines Flugzeugs. Airbus schickt Experten zur Klärung der Unfallursache. Vermutlich hat ein Schwarm von Wildgänsen die Triebwerke zum Ausfall gebracht.

Wie durch ein Wunder haben alle 155 Insassen eines US-Passagierflugzeuges die dramatische Notlandung auf dem Hudson River in New York überlebt. Offenbar hatte die Kollision mit einem Vogelschwarm beide Triebwerke ausfallen lassen und den Piloten kurz nach dem Start am Donnerstag dazu gezwungen, den Airbus A320 in den eiskalten Fluss zu steuern.

Spektakuläre Bilder aus der katastrophenerprobten Stadt New York: Der Airbus A320 im eiskalten Wasser des Hudson. (Foto: Foto: AP)

Nun will der europäische Flugzeugbauer Airbus mehrere Experten für Flugsicherheit nach New York entsenden. Diese sollen den Ermittlern technische Unterstützung leisten, teilte das Unternehmen in Toulouse mit.

Das Flugzeug war nach Angaben des Unternehmens vor zehn Jahren, im August 1999, an die Fluggesellschaft US Airways ausgeliefert worden. Über mögliche Unfallursachen wollte Airbus sich nicht äußern. Nach ersten Vermutungen könnten Wildgänse in die Triebwerke geraten sein.

Keine Anzeichen für Terroranschlag

Laut Bundespolizei FBI gab es keine Anzeichen für einen Terroranschlag. Auch das Heimatschutzministerium ging nicht von einem Anschlag aus.

Nach Angaben der US-Luftaufsichtsbehörde FAA wurden in den USA zwischen 1990 und 2005 rund 65.000 Zwischenfälle mit Vogelschlag gemeldet - etwa einer auf 10.000 Flüge. "Sie würgen buchstäblich das Triebwerk ab, und es fällt aus", sagte ein pensionierter Delta-Airlines-Pilot, Joe Mazzone. Fluglotsen wiesen Piloten regelmäßig auf Vögel in ihrer Flugbahn hin.

Doch nicht alle Notwasserungen verlaufen so glimpflich wie die vom Hudson-River. Und das haben die Insassen auch ihrem Piloten zu verdanken, dem den 57 Jahre alten Chesley B. Sullenberger, einen ehemaligen Kampfpiloten, der seit 1980 für US Airways fliegt und daneben in zahlreichen Ausschüssen und Organisationen zum Thema Flugsicherheit engagiert ist.

Entsprechend gelobt wurde er auch von seinen Passagieren: Jeff Kolodjay etwa sagte, er habe zwei oder drei Minuten nach dem Start eine Explosion gehört und von seinem Fenster aus gesehen, dass ein Triebwerk brannte. "Der Captain sagte, wir sollten uns auf einen Aufprall vorbereiten, weil wir runter gingen", berichtete er. Alle hätten sich geduckt und gebetet.

Auf Seite 2: Wie es den Passagieren jetzt geht.

Das Flugzeug sei ziemlich hart auf dem Wasser aufgeprallt, aber alles sei in Ordnung gewesen. "Es war heftig. Man muss es dem Piloten zugute halten: Er hat eine höllisch gute Landung hingelegt."

Der Verlauf der Notlandung im Hudson: Kurz nachdem der Pilot vom Airport LaGuardia abhob, meldete er, dass ein Vogelschwarm ins Triebwerk geraten sei. Dann brachte er das Flugzeug zur Landung im Hudson runter. Die Unglücksstelle befand sich auf Höhe der 48. Straße in Manhattan. (Foto: Grafik: Marcel Kammermayer)

Knochenbrüche und Unterkühlungen

Fähren und Boote der Polizei und Küstenwache eilten sofort zu dem Flugzeug, das bei Temperaturen um minus sieben Grad Celsius bis zu den Fenstern in die Fluten eintauchte. Die meisten Passagiere konnten sich über die Notausstiege auf die Tragflächen retten und wurden von den Booten aufgenommen. Eine Frau brach sich beide Beine, Ersthelfer behandelten nach Angaben der Rettungsdienste 78 Personen mit meist leichteren Verletzungen. Nach Angaben von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg ist ihr Zustand stabil.

Bloomberg, selbst ein erfahrener Pilot, lobte den Flugkapitän der Fluggesellschaft US Airways: "Es sieht so aus, als ob der Pilot mit der Landung im Fluss eine Meisterleistung vollbracht und dann sichergestellt hat, dass alle rauskommen." Mit Bloomberg feiert die katastrophenerfahrene Stadt New York: Gouverneur David Patterson sprach sogar von einem "Wunder auf dem Hudson".

© sueddeutsche.de/dpa/AP/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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