New York: Notwasserung auf dem Hudson:Ein Held namens Sullenberger

New York staunt über die glimpfliche Notlandung vor Manhattan - die Meisterleistung des erfahrenen Piloten Chesley Sullenberger. Der 57-Jährige verhielt sich auch nach der hochriskanten Wasserung vorbildlich.

Angesichts der dramatischen Notlandung vor der Hochhaus-Kulisse Manhattans war Politiker-Pathos ausnahmsweise angebracht: "Wir hatten ein Wunder auf dem Hudson River", jubelte New Yorks Gouverneur David Paterson - und benannte gleich den Urheber des Wunders: den Piloten.

New York: Notwasserung auf dem Hudson: Amerika hat einen Helden mehr: er heißt Chesley B. Sullenberger

Amerika hat einen Helden mehr: er heißt Chesley B. Sullenberger

(Foto: Foto: AP)

Der Pilot sei ein Held, stellte Paterson fest, ein Held, der es irgendwie geschafft habe, ohne Triebwerke zu landen. Nicht einmal schwere Verletzungen habe es gegeben.

Es war die perfekte Landung: Nur setzte Kapitän Chesley B. Sullenberger den voll besetzten Airbus A320 nicht planmäßig auf einer Runway im Süden ab, sondern auf der Oberfläche des New Yorker Hudson River.

Und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, selbst ein erfahrener Pilot, pries den Flugkapitän der Fluggesellschaft US Airways: "Es sieht so aus, als ob der Pilot mit der Landung im Fluss eine Meisterleistung vollbracht und dann sichergestellt hat, dass alle rauskommen."

Das überbordende Lob gebüre deshalb Chesley B. Sullenberger, genannt "Sully".

Der Kapitän der US-Airways-Maschine mit der Flugnummer 1549, verfügt laut seiner Homepage über mehr als 30 Jahre Flugerfahrung, auch in der amerikanischen Luftwaffe. Der 57-Jährige ist ein ehemaliger Kampfjetpilot, absolvierte die U.S. Air Force Academy und hat Abschlüsse an zwei US-Universitäten.

Neben seinem Piloten-Job betreibt Sullenberger eine Firma, die unter anderem Sicherheitsberatung in der Luftfahrt anbietet. Laut Eigenauskunft habe er "Hunderte Kollegen" in Sachen "Ressourcen-Management" unterrichtet.

Seine langjährige Erfahrung zeigte Sullenberger nicht nur bei der Notwasserung, sondern auch danach: Nach der Rettung der Passagiere sei der Pilot noch zweimal durch die Maschine gegangen, um sicherzustellen, dass auch wirklich niemand zurückblieb, lobte Bloomberg.

Was ihn für die Amerikaner noch zusätzlich zum Helden macht: Trotz der dramatischen Situation blieben die Passagiere ruhig, es kam keine Panik auf. Sie vertrauten offenbar Sullenberger. Später lobten sie das professionelle Verhalten der Flugzeugbesatzung.

Schauriges Szenario

Sullenberger hatte unmittelbar nach dem Start auf dem New Yorker Flughafen LaGuardia einen "doppelten Vogelschlag" gemeldet - Vögel waren gleichzeitig in die Triebwerke geraten.

Den Insassen bot sich ein schauriger Anblick : Einer der Passagiere, Jeff Kolodjay, sagte, er habe zwei oder drei Minuten nach dem Start eine Explosion gehört und von seinem Fenster aus gesehen, dass ein Triebwerk brannte.

Sullenberger war sich offenbar sofort bewusst, dass er eine Landung versuchen musste - und bereite seine 154 Schutzbefohlenen darauf vor: "Der Captain sagte, wir sollten uns auf einen Aufprall vorbereiten, weil wir runtergingen", berichtete Passagier Kolodjay.

Auf Seite 2: Wie Sullenbergers Frau reagierte.

Ein Held namens Sullenberger

Sullenbergers Ehefrau war vollkommen benommen, als sie von dem Unfall hörte. Ihr Mann habe immer erklärt, es sei sehr selten, dass ein Pilot einen schlimmen Unfall erlebe. Deshalb sei sie völlig fassungslos gewesen, als sie hörte, was passiert sei, sagte Lori Sullenberger aus Danville im US-Bundesstaat Kalifornien nach Angaben des US-Senders CNN. Sie habe am Donnerstag keine Nachrichten gehört.

Ihr Mann Chesley habe sie angerufen und gesagt: "Es hat einen Unfall gegeben." Sie habe dabei an eine Nebensächlichkeit gedacht. "Aber dann hat er mir die Umstände erklärt, und ich habe angefangen zu zittern. Ich hab meine Tochter sofort aus der Schule abgeholt."

Eine Notwasserung gilt als hoch riskant - und gefährlicher, als eine Notlandung. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Experten, der schätzte, dass Sullenbergers Jet mit einem Tempo von ungefähr 260 Stundenkilometern auf dem Wasser aufprallte. "Normalerweise würden die Tragflächen und Triebwerke durch den Aufprall abbrechen, Wasser würde in die Maschine schießen und den Rumpf auseinanderreißen," hieß es.

Auch bei Sullenbergers Notwasserung sei das Flugzeug ziemlich hart auf dem Wasser aufgeprallt, sagte Passagier Kolodjay. Aber alles sei in Ordnung gewesen. Der Fluggast rühmte seinen Lebensretter Sullenberger überschwänglich: "Er hat eine höllisch gute Landung gemacht."

Ein größeres Lob kann es für einen Piloten kaum geben. "Sully" wird es freuen.

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