Nigeria:Islamistengruppe verkündet Ermordung von ausländischen Geiseln

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Die nigerianische Islamistengruppe Ansaru hat nach eigener Darstellung sieben gefangengenommene Ausländer getötet. Dies sollen Bilder belegen. Die europäischen Herkunftsländer der Geiseln halten die Nachricht für glaubwürdig.

Die nigerianische Islamistengruppe Ansaru hat nach eigener Darstellung sieben gefangengenommene Ausländer getötet. Das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE teilte mit, die Gruppe habe am Samstag in einer Erklärung die Ermordung der sieben ausländischen Arbeiter bekanntgegeben, die sie im Februar auf einer Baustelle entführt hatte.

Ansaru gilt als Splittergruppe der islamistischen Sekte Boko Haram, die sich wiederholt zu Gewalttaten mit dutzenden Toten im Norden Nigerias bekannte.

Die Arbeiter waren auf einer Baustelle im unruhigen Norden Nigerias entführt worden. Nach Polizeiangaben handelte es sich bei den Geiseln um vier Libanesen, einen Briten, einen Griechen und einen Italiener. Ein Firmenvertreter sagte später, es handle sich nicht um vier Libanesen, sondern um zwei Libanesen und zwei Syrer.

Laut SITE heißt es in der Erklärung, die Versuche der Regierungen von Großbritannien und Nigeria, die Geiseln freizubekommen, sowie die von den Regierungen verantworteten Festnahmen und Tötungen von Menschen hätten die Gruppe zu der Hinrichtung gezwungen. Den Angaben zufolge wurden zusätzlich zu der Erklärung Bilder aus einem Video veröffentlicht, auf denen tote Geiseln zu sehen sind.

Großbritannien, Italien und Griechenland halten Erklärung für glaubwürdig

Die Regierungen von Großbritannien, Italien und Griechenland, von wo drei der Opfer stammten, hielten eine entsprechende Erklärung von Ansaru für glaubwürdig, wie sie mitteilten.

Die Arbeiter waren am 16. Februar auf einer Baustelle im Bundesstaat Bauchi im unruhigen Norden Nigerias entführt worden. Das italienische Außenministerium erklärte, es habe gemeinsam mit den anderen betroffenen Staaten die Angaben überprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die Behauptung von Ansaru glaubwürdig sei. "Dies ist ein schrecklicher terroristischer Akt, für den es keine Erklärung gibt außer barbarischer und blinder Gewalt", hieß es. Die Hinrichtung sei "ein abnormer Ausdruck von hasserfülltem und untolerierbarem Fanatismus".

Der britische Außenminister William Hague sagte in London, er müsse bestätigen, dass der in Nigeria entführte britische Bauarbeiter vermutlich zusammen mit den sechs anderen Geiseln von seinen Kidnappern getötet wurde. Hague verurteilte die Tat als "kaltblütigen Mord". Großbritannien werde mit Nigeria zusammenarbeiten, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

In Athen erklärte das griechische Außenministerium, die zur Verfügung stehenden Informationen ließen "darauf schließen, dass der in Nigeria entführte griechische Staatsbürger neben sechs Menschen anderer Herkunft tot ist".

Neben dem Italiener, dem Griechen und dem Briten entführte Ansaru am 16. Februar auf der Baustelle im Bundesstaat Bauchi auch zwei Libanesen und zwei Syrer. Die Arbeiter waren für die libanesische Baufirma Setraco tätig. Die nigerianischen Behörden machten am Sonntag zunächst keine Angaben zu dem Fall.

Nach Angaben des griechischen Außenamtes hatten sich die Entführer nicht mit Forderungen an die Herkunftsländer ihrer Geiseln gewandt. Ein Einsatz zur Rettung der Geiseln sei nicht geplant gewesen. Auch laut dem italienischen Außenministerium war "zu keinem Zeitpunkt ein militärisches Eingreifen zur Befreiung der Geiseln geplant".

Die nigerianischen Behörden erklärten bisher, sie hätten keinerlei Hinweise auf solche Tötungen und zweifelten die Echtheit der Ansaru-Erklärung an.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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