Amsterdam:Dreimal lebenslange Haft für Mitglieder berüchtigter Drogenbande

Schwer bewaffnete Polizisten stehen vor dem Hochsicherheitsgericht, in dem das Urteil gegen die niederländische "Mocro-Mafia" fiel. (Foto: Robin Utrecht/dpa)

Im größten Mordprozess der Niederlande verhängen die Richter hohe Strafen. Ein ehemaliger Komplize hatte als Kronzeuge gegen die Angeklagten ausgesagt - daraufhin wurden mehrere Menschen ermordet.

Im größten Mordprozess der niederländischen Geschichte gegen eine berüchtigte Drogenbande hat das Strafgericht in Amsterdam die drei Hauptangeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt. Unter ihnen ist auch Ridouan Taghi, der mutmaßliche Chef der Bande. Er wurde wegen mehrerer Auftragsmorde verurteilt.

Die Strafen fallen etwas niedriger aus als von der Anklage gefordert. Sie hatte sich insgesamt sechsmal für lebenslang ausgesprochen. Auch die übrigen 14 Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Zur Urteilsverkündung unter scharfen Sicherheitsmaßnahmen waren mehrere Angeklagte nicht erschienen, auch Taghi nicht.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Mit fast sechs Jahren Dauer war dies der bisher umfangreichste und spektakulärste Mordprozess in den Niederlanden. Er steht auch in direktem Zusammenhang mit der brutalen Ermordung des Kriminalreporters Peter R. de Vries 2021 - dazu soll das Urteil aber erst im Sommer verkündet werden. In dem Prozess waren 17 Mitglieder einer der berüchtigtsten Drogenbanden, der sogenannten Mocro Maffia, angeklagt. Ihnen wurden unter anderem sechs Auftragsmorde und vier Mordversuche in den Jahren 2015 bis 2017 zur Last gelegt.

Die Angeklagten schwiegen während des Prozesses vor allem. Es gilt als sicher, dass sie Berufung gegen die Urteile einlegen werden. Im Zentrum der Anklage stand die Aussage eines Kronzeugen: Nabil B., früher ein Komplize Taghis, hatte 2017 ausgepackt. Dafür bekam er eine Strafminderung und wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. B.s Aussage führte zu einer beispiellosen Gewaltwelle des organisierten Verbrechens: Der Bruder des Kronzeugen, sein Anwalt und auch seine Vertrauensperson, der prominente Kriminalreporter Peter R. de Vries, wurden ermordet. Diese Morde sind Gegenstand separater Verfahren.

© SZ/dpa/saul - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNiederlande
:Der alte Anarchist

Roel van Duijn ist der Daniel Cohn-Bendit der Niederlande: Er war das Gesicht der dortigen 68er-Bewegung, später Biobauer und Therapeut. Heute fordert der Ex-Pazifist Atomwaffen für Europa - um Putin zu stoppen. Begegnung mit einem, für den Stillstand keine Option ist.

Von Thomas Kirchner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: