New York:Mann feuert in die Menge - mehrere Verletzte

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Polizei und Rettungskräfte sind am Tatort in der Nähe der Subway in New York eingetroffen. (Foto: TIMOTHY A. CLARY/AFP)

Der Verdächtige soll sich in einem U-Bahn-Waggon eine Gasmaske aufgesetzt, einen Kanister geöffnet und dann geschossen haben. Mindestens 23 Menschen wurden verletzt, die Polizei sucht in einem Großeinsatz nach dem Täter.

Von Christian Zaschke, New York

Nach Schüssen und mindestens 23 Verletzten in der New Yorker U-Bahn sucht die Polizei im Großeinsatz weiter nach dem Täter. Es werde nach einem 62 Jahre alten Mann gefahndet, bei dem es sich um eine "Person von Interesse" in Zusammenhang mit dem Vorfall handele, teilten die Behörden mit. Der Mann habe in Philadelphia einen Kleinlaster gemietet. Der Schlüssel des Fahrzeugs sei in einer Tasche am Tatort gefunden worden, die möglicherweise dem Täter zuzuordnen sei.

Laut Polizeiangaben hat sich am Dienstag um 8.24 Uhr ein Mann in einem U-Bahn-Waggon an einer Haltestelle im Stadtteil Brooklyn eine Gasmaske aufgesetzt und einen Kanister geöffnet, dem Rauch entwich. Anschließend feuerte er mit einer Schusswaffe in die Menge. Laut Angaben der Feuerwehr befinden sich fünf Personen in kritischem Zustand, es schwebe jedoch niemand in Lebensgefahr. Der Kleinlaster war nach dem Vorfall abgestellt in einem anderen Teil von Brooklyn gefunden worden.

(Foto: SZ-Karte: Schubert; Mapcreator.io)

Ob es sich bei dem nun gesuchten 62 Jahre alten Mann, der Wohnsitze in Philadelphia und Wisconsin habe, auch um den Täter handeln könne, sei aber noch völlig unklar. Es werde zudem vermutet, dass es sich bei dem Mann um den Autor mehrerer Veröffentlichungen in sozialen Medien handele. Darin beschwere sich der Autor unter anderem über New York, Bürgermeister Eric Adams und Obdachlosigkeit. Es handele sich um einen Afro-Amerikaner von kräftiger Statur, der zum Zeitpunkt der Tat eine grüne Signalweste und ein graues Sweatshirt getragen habe, hatte Police Commissioner Keechant Sewell am Mittag New Yorker Ortszeit in einem ersten Statement gesagt.

Zahl der Schießereien in New York gestiegen

Sewell war erst vor Kurzem von Bürgermeister Eric Adams auf den Posten befördert worden, mit der ausdrücklichen Aufgabe, die Zahl der Schießereien in New York zu verringern. Sewell sagte: "Die Polizei wird sämtliche Ressourcen nutzen, um die Stadt sicher zu machen, aber die Entwicklung von Jahren lässt sich nicht in wenigen Tagen stoppen."

Damit nahm sie Bezug darauf, dass die Zahl der Schießereien in den vergangenen beiden Jahren zugenommen hat. Seit Jahresbeginn gab es laut offizieller Polizeistatistik 296 Schießereien in New York City. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 260.

Die Tat ereignete sich zur Rush Hour an einer U-Bahn-Station an der 36th Street in Brooklyn, in der sich drei Subway-Linien kreuzen. Augenzeugen berichten, dass die Menschen in Panik über die Bahnsteige gelaufen seien. Die Polizei war mit Dutzenden Fahrzeugen im Einsatz und riegelte die Gegend weiträumig ab. Die Verletzten wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Hubschrauber kreisten über der Gegend.

Das Motiv des Täters war zunächst unklar. "Im Moment wird nicht wegen Terrorismus ermittelt", sagte Police Commissioner Sewell. In der ganzen Stadt wurde im Laufe des Dienstags nach dem Mann gefahndet.

Präsident Joe Biden sei über den Vorfall informiert worden, teilte die Polizei mit. Biden habe Hilfe zugesichert, sollte diese benötigt werden. Bürgermeister Eric Adams ließ wissen, er stehe in ständigem Kontakt mit allen wichtigen Stellen - allerdings von seinem Dienstsitz aus. Adams wurde am Sonntag positiv auf das Coronavirus getestet und befindet sich in häuslicher Quarantäne.

Neuer Bürgermeister Adams will die Stadt sicherer machen

Der ehemalige Polizist Adams hatte sein Amt im Januar angetreten. Sein Wahlkampf war vor allem darauf ausgerichtet, ihn als den Bürgermeister zu präsentieren, der die Stadt sicherer macht. Nach seiner Wahl hat er sieben neue Anti-Schusswaffen-Einheiten ins Leben gerufen. Zudem hat er angeordnet, dass auch bei kleineren Delikten härter durchgegriffen wird. Allein im März dieses Jahres hat die Polizei laut Commissioner Sewell mehr als 4000 Menschen wegen minder schweren Delikten festgenommen. Die Idee dahinter ist, dass strikteres Vorgehen bei kleineren Rechtsbrüchen zu einem Rückgang auch bei schwereren Verbrechen führt. Mit dieser Strategie war der ehemalige republikanische Bürgermeister Rudy Giuliani Ende der Neunzigerjahre erfolgreich.

Erst vor knapp zwei Wochen war ein zwölf Jahre alter Junge in Brooklyn von einem Querschläger getroffen worden, während er mit Verwandten in einem Auto saß. Er erlag seinen Verletzungen. Wenig später wurde eine 61 Jahre alte Frau in der Bronx von einer Kugel getötet. Auch sie war von einem Querschläger getroffen worden.

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