Neue Hymne für die Schweiz:Freiheit, Frieden, Alpenfirn

Lesezeit: 2 min

"Schweiz, mein Land, ich liebe dich": Eine Zeile wie diese passe besser zu ihrem Land als "Trittst im Morgenrot daher", finden die Schweizer. (Foto: Martin Gerten/dpa)

Seit einem Jahr sucht die Schweiz eine neue Hymne, nun dürfen die Bürger abstimmen. Beziehungsweise: die Handybesitzer. Sechs Videos stehen zur Auswahl.

Von Charlotte Theile, Zürich

Es wird wieder abgestimmt in der Schweiz, dieses Mal allerdings nicht mit Kugelschreiber und Briefumschlägen. Sondern online. Gefällt mir, Daumen hoch. Jeder, der eine Schweizer Handynummer besitzt, kann seit Montag seine Stimme abgeben. Mit der Handynummer soll sichergestellt werden, dass jeder Bürger wirklich nur einmal abstimmt: Die allermeisten Menschen haben nur ein Handy, so ist die Logik dahinter. Sechs Youtube-Videos stehen zur Auswahl, optisch sind alle gleich: ein Chor, etwa 20 junge Menschen, sie tragen rote Krawatten und Tücher. Schweizer Rot, wenn man genau hinschaut.

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"Weißes Kreuz auf rotem Grund, unser Zeichen für den Bund: Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden. Offen für die Welt, in der wir leben", so klingt die erste der sechs Versionen, die Melodie dazu ist altbekannt: der Schweizerpsalm. Ein Lied aus dem 19. Jahrhundert, welches das Land 1961 provisorisch zur Nationalhymne machte. Nun soll sie erneuert werden.

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Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, kurz SGG, castet seit etwa einem Jahr Vorschläge für eine neue, zeitgemäße Hymne. Denn während die Melodie des Schweizerpsalms vielen ans Herz gewachsen ist, steht der Text immer wieder in der Kritik. "Trittst im Morgenrot daher, Seh ich dich im Strahlenmeer, Dich, Du Hocherhabener, Herrlicher! Wenn der Alpenfirn sich rötet, betet, freie Schweizer, betet". Mit dem heutigen Nationalgefühl haben diese Zeilen nur noch wenig zu tun, heißt es - und kaum einem Schweizer gelingt es, den Text unfallfrei mitzusingen. Er sei "schwierig zu merken, sprachlich sperrig und nicht mehr der Realität entsprechend", fasst es die SGG zusammen.

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Die sechs Versionen, die die Gesellschaft nun zur Abstimmung gestellt hat, sind klar und einfach. "Schweiz, mein Land, ich liebe dich, mein Hort, meine Zuversicht" etwa, oder auch: "Wir, das Volk der Freiheit, leben für die Einheit."

Freiheit, Einigkeit, Weltoffenheit und die Berge

Inhaltlich sind die Vorschläge alle ähnlich - Freiheit, Einigkeit, Weltoffenheit, und die Berge kommen immer wieder vor. Kein Wunder, schließlich hatte die SGG als Textgrundlage die Präambel der Schweizer Bundesverfassung von 1999 vorgegeben. Doch obgleich diese Präambel mit den Worten: "Im Namen Gottes des Allmächtigen" beginnt, kommt der christliche Glaube in den sechs ausgewählten Texten sehr dezent vor. Nur in zwei der sechs Vorschläge wird um den Beistand Gottes gebeten.

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Im Beitrag F heißt es zwar auch, man "breite die Flügel aus/ himmelwärts", doch was dann dort oben sein könnte, wird offen gelassen. Stattdessen geht es mit folgender Zeile weiter: "Stadt und Land in buntem Reigen/ können ihre Vielfalt zeigen." Das dürfte vermutlich weder der katholischen Kirche noch anderen konservativen Kräften gefallen - doch die könnten dann ja einfach für ein anderes Lied stimmen, heißt es von der SGG. "Die Bevölkerung wird sich für den Beitrag entscheiden, der ihrem religiösen Empfinden am meisten entspricht."

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Die Jury der SGG, die aus Theologen, Musikern, Journalisten, Politikern und einflussreichen Verwaltungsratsmitgliedern der freien Wirtschaft besteht, hat mit ihrer Auswahl aus den 208 Vorschlägen, die ihr im vergangenen Jahr vorgelegt wurden, schon ein klares Statement abgegeben: Fünf der sechs Vorschläge verwenden die Melodie des Schweizerpsalms. Die Texte erzählen von einem friedlichen, positiven Nationalstolz, der in allen vier Nationalsprachen Werte wie Demokratie, Unabhängigkeit und Solidarität besingt - und auf Abstand zu den militärischen Schlachtgesängen geht, die in vielen anderen Ländern als Nationalhymne fungieren.

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Bis 15. Mai haben die Schweizer Handybesitzer Zeit, über die Vorschläge abzustimmen. Anschließend werden drei Finalisten bekannt gegeben, über die von 8. Juni an erneut abgestimmt werden kann. Der Sieger wird am 12. September beim Eidgenössischen Volksmusikfest in Aarau ermittelt, live vom Fernsehen übertragen. Hier können dann auch Zuschauer per Telefon oder SMS abstimmen, die nicht bei einer Schweizer Telefongesellschaft gemeldet sind. Das Ergebnis wird dem Bundesrat als neue Hymne vorgeschlagen.

Ob sich dieser dann entschließt, die Hymne direkt zu übernehmen oder ob der Vorschlag den Stimmbürgern dann noch einmal in einer Volksinitiative vorgelegt wird, ist unklar.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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