Nach Havarie in Russland:Zahl der Toten steigt

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Nach der Explosion im größten Wasserkraftwerk Russlands sind 67 Leichen geborgen worden. Acht Menschen werden noch unter den Trümmern vermisst.

Knapp eine Woche nach der Havarie im größten Wasserkraftwerk Russlands wurden inzwischen 67 Leichen geborgen. Acht Personen würden noch unter den Trümmern vermutet, teilte der russische Zivilschutz am Samstag nach Angaben der Agentur Itar-Tass mit.

Der Unglücksort nach der Explosion: Noch sind die genauen Umstände der Havarie nicht geklärt. (Foto: Archivbild: dpa)

Das Unglück im Kraftwerk am Sajano-Schuschensker-Stausee in Sibirien gilt als die schwerste Katastrophe in der russischen Energieversorgung seit Jahren. Am Samstag wurden sieben Opfer beigesetzt.

Das 1978 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk am Fluss Jenissei wurde einst als Wunder sowjetischer Ingenieurskunst bezeichnet - Medienberichten zufolge war es jedoch stark reparaturbedürftig. So berichtete die Zeitung Kommersant am Samstag, dass das Kraftwerk bereits 1998 als unsicher eingestuft worden sein soll. Das Ministerium für Katastrophenschutz habe seitdem mehrmals vor einem gefährlichen Zustand des Kraftwerks gewarnt.

Indes gibt die genaue Ursache des Unglücks noch Rätsel auf: Nach offiziellen Angaben kam es zu einer Explosion im Maschinenraum des Kraftwerks. Danach sei Wasser sturzflutartig in die Halle eingedrungen. Die Mitarbeiter wurden unter den Trümmern begraben oder ertranken. Auch am Samstag wurden das Wasser und ausgelaufenes Öl weiter abgepumpt.

Einen Terroranschlag schlossen die russischen Ermittler zuletzt wiederholt aus. Tschetschenische Rebellen im Nordkaukasus hatten behauptet, eine Granate in der Anlage gezündet zu haben. Die russische Generalstaatsanwaltschaft schloss einen Sabotage-Akt jedoch aus. Ein Polizeisprecher sagte, es seien vor Ort keinerlei Spuren von Sprengstoff gefunden worden.

Der russische Regierungschef Wladimir Putin wies am Samstag das staatliche Kraftwerk an, je Todesopfer eine Million Rubel - das sind 21.500 Euro - Hilfe an die Familien auszuzahlen. Die Angehörigen fordern allerdings das Fünffache. Außerdem soll laut Putins Erlass jeder Verletzte 100.000 Rubel Schmerzensgeld erhalten.

Die umgerechnet 887 Millionen Euro teure Wiederherstellung der Anlage soll mehrere Jahre dauern. Zivilschutzminister Schoigu teilte mit, dass die Planungsarbeiten bereits begonnen hätten. Für einen schnellen Fortgang der Arbeiten solle die Zahl der Techniker und Baubrigaden drastisch erhöht werden. Bei den Rettungsarbeiten waren zuletzt 2000 Kräfte im Einsatz.

Der Ausfall der Energieversorgung hatte nicht nur Haushalte betroffen, sondern auch große Industriebetriebe.

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