Nach Bluttat in Niederösterreich:Wilderer soll Einbrüche begangen haben

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Drei Tage nach der Bluttat mit fünf Toten in Niederösterreich hat die Polizei den Keller des Täters durchsucht. Sie hat dort Hinweise gefunden, dass er wohl schon jahrelang kriminell war.

Die Polizei hat weitere Details über das Leben des Wilderers Alois H. veröffentlicht, der am Dienstag in Niederösterreich vier Menschen erschossen hatte. Im Geheimkeller seines Hauses in Großpriel bei Melk soll er Waffen im "dreistelligen Bereich" gehortet haben, sagte Einsatzleiter Walter Weninger von der Spezialeinheit Cobra. Das geheime Kellerverlies habe der Mann selbst gebaut.

In dem Keller fanden die Beamten neben den Waffen dutzende Hirschgeweihe und mehrere gestohlene Kennzeichen. Worum es sich genau handle, müsse nun geklärt werden. Der Wilderer stehe im Verdacht, bei mehreren Einbrüchen Jagdwaffen erbeutet zu haben, teilte die Polizei mit.

Die Ermittler gehen davon aus, dass Alois H. sich selbst getötet hat, wie Michaela Schnell von der Staatsanwaltschaft St. Pölten der Nachrichtenagentur dpa sagte. Zuvor habe er den Geheimkeller, in dem er sich verschanzt hatte, vermutlich in Brand gesetzt. Bei der Erstürmung seines Bauernhauses im niederösterreichischen Bezirk Melk fanden die Einsatzkräfte die brennende Leiche. Die Familie habe den 55-Jährigen bereits identifiziert, berichtete Schnell. Letzte Sicherheit soll noch eine DNA-Analyse bringen, deren Ergebnis in den nächsten Tagen erwartet wird.

Österreich ist erschüttert

Alois H. hatte in der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen. Die Polizei hatte zuvor in einem Wald bei Annaberg eine Straßensperre errichtet, um einen seit Jahren gesuchten Wilderer endlich zu stellen. H. durchbrach die Sperre und eröffnete das Feuer. Nach seiner Flucht verschanzte sich der schwer bewaffnete Täter auf seinem Bauernhof. Am Dienstagabend begannen die Beamten mit der Erstürmung und Durchsuchung des Anwesens. Die Polizei hielt den Wilderer für extrem gefährlich. Er sei ein sehr guter Schütze und habe immer gezielt auf Kopf und Brust seiner Opfer gefeuert. "Der Täter ist mit äußerster Brutalität vorgegangen", sagte ein Sprecher.

Ein beim Einsatz verletzter Polizist konnte das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen. Alle vier Opfer waren Väter. Laut Innenministerium starben bisher in Österreich bei keinem Einsatz so viele Beamte. Der Ablauf der Bluttat werde nun geprüft, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler.

Die österreichische Öffentlichkeit zeigte sich erschüttert über die Geschehnisse. Der niederösterreichische Landtag will sich am Donnerstag mit der Bluttat beschäftigen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner unterbrach den Wahlkampf zur Nationalratswahl, um Einsatzkräfte und Angehörige der Opfer zu treffen. "Ich bin über den Tod der Polizisten und des Rettungssanitäters zutiefst erschüttert. Sie haben ihr Leben gelassen für unsere Sicherheit", sagte sie.

© süddeutsche.de/dpa/webe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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