Bluttat in Österreich:Wilderer hortete riesiges Waffenarsenal

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Die missglückte Festnahme eines mutmaßlichen Wilderers in Niederösterreich endete mit dem Tod von drei Polizisten und einem Sanitäter. Der Geiselnehmer hat sich offenbar in einem Geheimkeller selbst in Brand gesetzt - doch in dem Raum fanden die Beamten noch mehr.

Österreich steht unter Schock. Die Einwohner des kleinen Landes versuchen die missglückte Festnahme eines Wilderers mit insgesamt fünf Toten zu verarbeiten - da werden neue brisante Details aus dem Leben des toten Schützen bekannt.

Der Jäger und mutmaßliche Wilderer, der gestern drei Polizisten und einen Sanitäter tötete und sich danach offenbar selbst anzündete, soll schon einmal jemanden angegriffen haben. Das sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, laut ORF. Die Staatsanwaltschaft habe einen "Vorfall" im Bezirk Melk aus dem Jahr 2011 bestätigt, wonach Alois H. einen anderen Jäger mit einem Messer attackiert habe.

Das Opfer habe sich jedoch selbst mit leichten Verletzungen in Sicherheit bringen können, sagte Michaela Schnell, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen wurden damals wegen versuchter schwerer Körperverletzung geführt, dann jedoch eingestellt, nachdem Alois H. nicht als Täter habe überführt werden können. Heute rechne die Staatsanwaltschaft die Messerattacke aber Alois H. zu, sagte Schnell.

Bei der Stürmung des Hauses von Alois H. fanden die Einsatzkräfte in einem geheimen Keller eine brennende Leiche. Es spreche einiges dafür, dass es sich um den gesuchten Schützen handle, hatte Polizeisprecher Roland Scherscher am Morgen gesagt. Inzwischen haben Angehörige die Leiche von Alois H. identifiziert. Das bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Endgültige Gewissheit über die Identität des Toten könne aber nur eine DNA-Analyse bringen.

Beamte finden Hinweise auf weitere Straftaten

Neben der Leiche im Keller hinter einer Geheimtür fanden die Beamten außerdem Hinweise auf weitere Straftaten. "Es wurden Gegenstände im Haus sichergestellt, die auf vorangegangene Straftaten schließen lassen", sagte ein Polizeisprecher. So hätte Alois H. in dem geheimen Kellerraum eine dreistellige Anzahl von Waffen gehortet. Dies bestätigte der Einsatzleiter der Spezialeinheit Cobra, Walter Weninger.

Die Straftaten sollen aber "nicht mit Leib und Leben" zu tun haben, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager. Worum es sich genau handle, müsse nun geklärt werden.

Der Jäger und mutmaßliche Wilderer Alois H. hatte laut den Ermittlern in der Nacht zu Dienstag drei Polizisten und den Fahrer eines Rettungswagens erschossen, um seiner Festnahme zu entgehen. Die Polizei hatte zuvor in einem Wald bei Annaberg im Bezirk Lilienfeld eine Straßensperre errichtet, um einen seit Jahren gesuchten Wilderer endlich zu stellen. Alois H. durchbrach die Sperre und eröffnete sofort das Feuer.

Nach seiner Flucht verschanzte er sich schwer bewaffnet auf seinem Bauernhof im 70 Kilometer entfernten Großpriel bei Melk. Die Polizei belagerte ihn den Dienstag über mit Hunderten Einsatzkräften, das Militär half mit Schützenpanzern. Am späten Nachmittag soll als letztes Lebenszeichen ein Schuss zu hören gewesen sein, berichtete die Polizei. Gegen Abend begannen die Beamten mit der Stürmung und Durchsuchung des Anwesens.

© Süddeutsche.de/dpa/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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