Mord in Freiburg:Tod einer Freiburger Studentin: Prozess gegen Hussein K. beginnt

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Die Stelle, an der Maria L. getötet wurde. (Foto: Getty Images)
  • Vor dem Freiburger Landgericht beginnt der Prozess gegen den Flüchtling Hussein K. Er soll die Studentin Maria L. überfallen, vergewaltigt und in einem Fluss ertränkt haben.
  • Der Angeklagte hat sich bislang zu den Tatvorwürfen nicht geäußert. Ob er im Prozess aussagen wird, ist fraglich.
  • Falls Hussein K. verurteilt wird, ist sein Alter entscheidend. Er gibt an, zum Tatzeitpunkt minderjährig gewesen zu sein, hat aber keine Papiere, die das belegen.

Vor dem Gerichtssaal protestieren vorwiegend junge Leute. Etwa 50 dürften es sein, sie rufen "AfD stoppen" und "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda", sie werden sogleich von Polizeibeamten umkreist. Der Prozess gegen einen Flüchtling, der am Dienstagmorgen im Freiburger Landgericht beginnt, hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Kritiker der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel sahen sich in ihren Vorurteilen bestätigt. Es ist der Prozess gegen Hussein K., der im vergangenen Herbst eine junge Frau umgebracht haben soll.

Kurz bevor sie stirbt, feierte Maria L. auf einer Studentenparty. Die 19-Jährige Medizinstudentin macht sich in Freiburg alleine auf den Heimweg, radelt durch die Nacht an der Dreisam entlang. Hinter dem Fußballstadion des SC Freiburg wird sie angefallen. Jemand zerrt sie vom Fahrrad, vergewaltigt und würgt sie. Maria L. verliert ihr Bewusstsein, der Täter legt sie in den Fluss Dreisam, wo sie schließlich ertrinkt. Am 16. Oktober 2016 wird ihre Leiche gefunden.

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Am Tatort, in einem Brombeergestrüp am Wegrand, finden Ermittler einen schwarzen Schal und ein 18,5 Zentimeter langes Haar. Am Ansatz ist es schwarz, weiter unten blondiert. Diese Details sind entscheidend, sie helfen dabei, den mutmaßlichen Täter zu finden. In der Tatnacht haben Überwachungskameras einer Straßenbahn in der Nähe einen Mann mit langen, blondierten Haaren gefilmt. Die Sonderkommission "Dreisam" identifiziert ihn nach sieben Wochen: Es ist Hussein K. Seine DNA stimmt mit der des gefundenen Haares überein, er soll Maria L. getötet haben. Die Staatsanwalt klagt ihn wegen Mordes in Tateinheit mit einer besonders schwerer Vergewaltigung an - nun beginnt der Prozess vor dem Landgericht Freiburg.

Bislang hat Hussein K. seit seiner Festnahme zu den Vorwürfen geschwiegen. Nun will er aber doch aussagen. Dafür beantragte sein Anwalt den Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Verhandlung wurde für eine knappe Stunde unterbrochen.

Für das Verfahren vor der Jugendkammer des Gerichts sind nach Angaben eines Sprechers 16 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte im Dezember fallen. Gehört werden sollen 45 Zeugen sowie zehn Sachverständige. Eigenen Angaben zufolge war Hussein K. zur Tatzeit erst 17 Jahre alt. Altersgutachten kamen aber zu dem Ergebnis, dass er mindestens 21 Jahre alt gewesen sein muss. Die Frage, ob im Falle eines Schuldspruchs das Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewendet wird, muss das Gericht klären.

Als Flüchtlinge war Hussein K. im Januar 2013 nach Europa gekommen und gab sich als Afghane aus. Zwei Monate später hatte er auf der griechischen Ferieninsel Korfu eine Studentin überfallen und sie eine hohe Klippe hinab geworfen. Das Opfer überlebt schwer verletzt. Wegen versuchten Mordes wurde Hussein K. in Griechenland zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, im Oktober 2015 aber vorzeitig gegen Auflagen entlassen. Kurze Zeit später tauchte er unter und kam im November 2015 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling ohne Papiere nach Deutschland. Deutsche Behörden wussten nichts von der kriminellen Vorgeschichte, weil Griechenland den jungen Mann international nicht zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Wegen möglicher Suizidgefahr sitzt er momentan im Gefängniskrankenhaus Hohenasperg bei Ludwigsburg.

Der Fall führte dazu, dass Angela Merkel sich an den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras wandte. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vereinbarten Merkel und Tsipras einen besseren Datenaustausch über Flüchtlinge, die über Griechenland nach Deutschland einreisen.

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