Mord in der Schweiz:Bundespolizei stellt flüchtigen Vergewaltiger in Polen

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Der Festgenommene auf einem Fahndungsfoto der Genfer Polizei (Foto: AFP)

Seit Freitag hat die Polizei nach einem flüchtigen Sexualstraftäter gesucht, jetzt wurde er in Polen festgenommen. Der verurteilte Vergewaltiger war nach einem Freigang in Genf verschwunden - ebenso wie seine Therapeutin, deren Leiche wenig später gefunden wurde.

Der mutmaßliche Mörder einer Schweizer Gefängnistherapeutin ist nach einer Flucht quer durch Deutschland an der polnischen Grenze bei Szczecin festgenommen worden. Das teilte die Bundespolizei am Sonntag mit. Der wegen Vergewaltigung verurteilte Mann wird verdächtigt, seine Sozialtherapeutin in Genf getötet zu haben.

Nach Polizeiangaben sahen deutsche Beamte das Fahrzeug des Mannes auf einer Autobahn in Mecklenburg-Vorpommern und nahmen die Verfolgung auf. Auf polnischem Staatsgebiet sei es den Polizeibeamten gelungen, den Verdächtigen zu stellen. Er sei widerstandslos festgenommen worden. Sie hätten den 39-Jährigen festhalten können, bis die polnische Polizei eintraf, die ihn festnahm. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde in einem Rucksack gefunden. Der Mann war in einem Auto mit Schweizer Kennzeichen unterwegs, wahrscheinlich mit dem Auto des Opfers, wie ein Sprecher der polnischen Polizei berichtete.

Der Mann war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden. Eine mögliche Auslieferung von Fabrice A. von Polen an die Schweiz werde jetzt im Rahmen der internationalen Rechtshilfe geprüft, teilte die Polizei mit. Weitere Angaben könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden.

Festgenommener galt als gefährlich

Die Spur führte von der Schweiz zunächst ins Gebiet der Polizeidirektion Lörrach und verlor sich dann am Bahnhof in Weil am Rhein, teilte die Polizei mit. Am Freitag war mit 20 Streifenwagen, Spezialkräften und einem Hubschrauber vergeblich nach dem Mann gesucht worden. Sein Handy war in Südbaden geortet und später auch dort gefunden worden.

Die Polizei hatte seit Freitag nach dem Mann gefahndet. Wie die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtete, hatte der Häftling seine Therapeutin vermutlich während eines Freigangs zu einem Reiterhof erstochen. Es war sein zweiter Freigang aus dem Zentrum für Sozialtherapie "La Pâquerette" in Genf. Zur Reittherapie wurde er von der 34-jährigen Sozialtherapeutin begleitet. Als die beiden nicht zum Termin in der Reithalle erschienen und die Therapeutin auf Handyanrufe nicht reagierte, wurde Alarm geschlagen. Wenig später wurde die Leiche der Psychologin unweit des Reitklubs gefunden, in dem die beiden zu einer Therapiestunde erwartet worden waren.

Der Tatverdächtige musste in einem Genfer Gefängnis eine Haftstrafe von insgesamt 20 Jahren wegen zweier in Frankreich begangener Vergewaltigungen absitzen. Nachdem er zwei Drittel verbüßt hatte, wurden ihm laut SDA aufgrund eines psychiatrischen Gutachtens begleitete Freigänge gestattet. Er galt als gefährlich, wie die mit seinem Fall befasste Gerichtspsychiaterin der Schweizer Tageszeitung Le Matin sagte.

Nach dem Fund der Leiche zeigte sich die Genfer Stadtverwaltung schockiert und suspendierte bis auf weiteres alle Freigänge in Genfer Haftanstalten. Der Vorfall löste in der Schweiz Forderungen nach schärferen Strafen für Sexualstraftäter aus.

© AFP/dpa/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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