Mord an niederländischer Ex-Nationalspielerin Visser:Spur führt zu spanischem Volleyball-Manager

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Ingrid Visser und ihr Lebensgefährte Lodewijk Severein: Mit diesem Bild haben die Angehörigen des Paars nach beiden gesucht. (Foto: dpa)

Welche Rolle spielte der ehemalige Manager eines früheren Volleyballvereins von Ingrid Visser? Nach dem Mord an der Spielerin und ihrem Lebensgefährten nimmt die spanische Polizei drei Verdächtige fest - einer von ihnen soll der ehemalige Sportdirektor des insolventen CAV Murcia sein.

Die niederländische Volleyball-Rekordnationalspielerin Ingrid Visser und ihr Lebensgefährte Lodewijk Severein sind in Spanien einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Die Leichen der beiden seit zwei Wochen Vermissten waren in der Gegend von Murcia im Südosten des Landes entdeckt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Ein Polizeivertreter sagte, es sei klar, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben seien. Es würde nun ein DNA-Test zur Identifizierung der Leichen vorgenommen.

Die Polizei teilte mit, dass sie im Zusammenhang mit der Tat bereits am Samstag in Valencia drei verdächtige Personen festgenommen hat, von denen einer die Ordnungshüter zum Fundort führte. Bei den Verdächtigen handelt es sich den Angaben zufolge um einen 36-jährigen Spanier und zwei 47 und 60 Jahre alte Rumänen. Nach Recherchen der spanischen Tageszeitung El País soll der festgenommene Spanier der frühere Volleyball-Manager und Sportdirektor von CAV Murcia 2005, Juan Cuenca Lorente, sein. Ingrid Visser spielte von 2009 bis 2011 für Murcia. Der 36 Jahre alte Cuenca Lorente war auch für die Klubfinanzen zuständig.

Niederländische Zeitungen hatten in der vergangenen Woche berichtet, dass Visser vermutlich noch Honoraransprüche an CAV Murcia hatte. El País berichtet, dass der Verein durch die Finanzkrise in Spanien zahlungsunfähig geworden sei. Mehrere Spielerinnen hätten ihr Gehalt noch nicht bekommen. Die Polizei erklärte, dass noch nicht klar sei, ob der Doppelmord in diesem Zusammenhang stehe. Auch Vissers Lebensgefährte Severein unterhielt Geschäftsbeziehungen in der Region. Severein, ebenfalls ein ehemaliger Volleyballspieler und -trainer, war von 2006 bis 2009 Manager der niederländischen Volleyballerinnen.

Das Paar habe sich am 13. und 14. Mai mit den drei Verdächtigen in einer Wohnung getroffen, teilte der Polizeichef von Murcia, Cirilo Durán, mit. Der festgenommene Spanier habe den Kontakt vermittelt. Als Täter stehen die beiden festgenommenen Rumänen in Verdacht.

Die Toten waren nach Angaben der Ermittler in einer Zitronenplantage verscharrt worden. Man habe in einem Haus der Gemeinde Molina de Segura unweit der Regionalhauptstadt Murcia Hinweise gefunden, dass das Verbrechen dort verübt worden sei, sagte der Präfekt der Region Murcia, Joaquín Bascuñana. Die leblosen Körper seien dann vermutlich in ein anderes Haus gebracht und später in einem nahegelegenen Landgut in Alquerías etwa zehn Kilometer westlich von Murcia vergraben worden.

Zum Termin in einer Befruchtungsklinik war das Paar nicht erschienen

Nach Informationen der Polizei sollen die 35-jährige Visser und ihr 57-jähriger Partner Lodewijk Severein in erster Linie nach Spanien gereist sein, um einen Termin in einer Befruchtungsklinik wahrzunehmen. Nach ihrer Ankunft am 13. Mai seien sie am 14. Mai zum letzten Mal lebend gesehen worden. Zum Termin mit der befreundeten Ärztin seien sie nicht erschienen.

In spanischen Medien war spekuliert worden, dass eine organisierte Bande für das Verbrechen verantwortlich sein könnte. Die Festgenommenen würden Kreisen des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität zugerechnet, berichtete die Zeitung El País in ihrer Onlineausgabe. Demgegenüber betonte der Polizeichef, die drei Festgenommenen seien bislang als Straftäter nicht nennenswert in Erscheinung getreten.

Die Befruchtungsärztin und die Angehörigen der Niederländer hatten die Polizei alarmiert und in sozialen Netzwerken Aufrufe zur Hilfe sowie Fotos des Paares veröffentlicht. Visser war mit 514 Einsätzen Rekordnationalspielerin der Niederlande, ihre Karriere im Nationalteam beendete die Sportlerin im Frühjahr 2012. Die 1,91 Meter große Frau gewann mit dem Nationalteam 1995 die Europameisterschaft und 2007 den Grand Prix.

Der niederländische Volleyball-Verband NeVoBo reagierte fassungslos auf die Nachrichten aus Spanien. "Ingrid war eine motivierende Persönlichkeit. Sie hat für den niederländischen Volleyball sehr viel bedeutet. Unser Mitgefühl und Beileid gilt den Familien und allen, die sie liebten", sagte der Vorsitzende Hans Nieukerke.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/SID/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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