Missbrauchsvorwürfe:Prozess gegen Bill Cosby endet ergebnislos

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Etwa 60 Frauen hatten in den vergangenen Jahren Vorwürfe gegen Bill Cosby erhoben. (Foto: dpa)
  • Der Prozess gegen US-Entertainer Bill Cosby, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, ist gescheitert.
  • Die Jury konnte sich nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen. Doch die Staatsanwaltschaft kann das Verfahren in den kommenden vier Monaten noch einmal neu aufrollen.

Der Strafprozess gegen Bill Cosby wegen sexuellem Missbrauch ist ergebnislos zu Ende gegangen. Die zwölfköpfige Jury habe sich nicht auf ein Urteil für den US-Entertainer einigen können, wie der Sender CNN und andere US-Medien berichteten.

Seit Montag hatten die Geschworenen in Norristown im US-Bundesstaat Pennsylvania verhandelt, teilweise bis zu zwölf Stunden pro Tag. Nun, am sechsten Tag der Verhandlung, stellte Richter Steven O'Neill fest, dass die Jury gespalten und eine einstimmige Entscheidung nicht möglich sei.

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In den USA verlangt es das Gesetz, dass ein Angeklagter ohne jeden "vernünftigen Zweifel" schuldig gesprochen wird - besteht ein Zweifel an seiner Schuld, muss er freigesprochen werden. Zudem schreibt das Rechtssystem in Strafprozessen zwingend eine einstimmige Entscheidung der Geschworenen vor. Wird diese nicht erreicht, ist das Verfahren gescheitert. Dann kann der Fall noch einmal komplett neu aufgerollt werden.

Dafür hat die Staatsanwaltschaft vier Monate Zeit. Der zuständige Ankläger Kevin Steele kündigte allerdings umgehend an, er werde ein neues Verfahren anstrengen. Richter O' Neill betonte, dass Cosby, der keine Reaktion auf die Entscheidung zeigte, weiterhin angeklagt sei. Er bleibe gegen Kaution auf freiem Fuß.

Etwa 60 Frauen hatten in den vergangenen Jahren Vorwürfe gegen den Entertainer erhoben. Da die meisten Anschuldigungen verjährt waren, ging es in dem Strafprozess aber nur um einen einzigen Fall: den der heute 44 Jahre alten Andrea Constand.

Cosby hätten bis zu 30 Jahre Haft gedroht

Bill Cosby soll die Universitätsangestellte im Jahr 2004 in seinem Haus mit Tabletten betäubt und sexuell missbraucht haben. 2005 zeigte sie ihn deshalb bei der Polizei an und verklagte ihn wegen sexueller Nötigung. Cosby sagte damals unter Eid aus, häufiger Beruhigungsmittel einzusetzen, um sich Frauen gefügig zu machen. Beide Seiten einigten sich außergerichtlich auf eine öffentlich nicht bekannte Summe.

Cosbys Verteidigung argumentierte in dem jetzigen Prozess, er und Constand seien Geliebte und der Sex einvernehmlich gewesen. Constand sagte dagegen aus, Cosby habe ihr Pillen gegeben, die sie benommen gemacht hätten, ehe er sich an ihr vergangen habe.

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Der Fall Constand war von der Staatsanwaltschaft neu aufgerollt worden, nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Frauen mit ihren Vorwürfen gegen Cosby an die Öffentlichkeit gegangen waren. Dem 79-Jährigen hätten bei einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft gedroht.

© SZ.de/dpa/AP/feko/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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