Bergisch Gladbach:Zum Kindesmissbrauch getroffen

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Das Landgericht in Mönchengladbach. Es sei ihr klar gewesen, dass es zum Prozess kommen würde, sagt die 19-jährige Zeugin. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Noch immer sind Dutzende Ermittler mit der Auswertung des im Oktober gefundenen Materials beschäftigt. Doch nun beginnt mit dem Prozess gegen zwei Männer die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

An diesem Mittwoch hat vor dem Landgericht Mönchengladbach der erste Prozess im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach begonnen. Angeklagt sind zwei Männer im Alter von 39 Jahren aus Krefeld und Viersen. Ihnen wird der sexuelle Missbrauch von Kindern in 79 Fällen vorgeworfen. Teilweise sollen sich die beiden Männer gemeinsam an den Kindern vergangen haben. Sie sind nicht nur wegen des Missbrauchs, sondern auch wegen der Herstellung, Verbreitung und des Besitzes kinderpornografischer Schriften angeklagt.

Bis zum 8. September sind 19 Verhandlungstage angesetzt. Am ersten Verhandlungstag wurde lediglich die Anklageschrift verlesen. Die Angeklagten verfolgten die Verlesung mit gesenkten Köpfen, einer von ihnen weinte. Noch ist offen, ob sie sich zu den Vorwürfen äußern werden.

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Davon geht der Direktor des Landeskriminalamtes in NRW aufgrund der immensen Datenmengen aus. Zehn Festnahmen hat es inzwischen gegeben.

Einer der beiden Angeklagten soll seine Tochter seit 2016 regelmäßig missbraucht haben. Er lebte getrennt von der Mutter seines Kindes, das ihn regelmäßig in Krefeld besuchte. Diese Besuche soll der Mann für die Taten genutzt haben.

Der zweite Angeklagte aus Viersen soll sich der Anklage zufolge seit 2015 regelmäßig an seinen kleinen Nichten vergangen haben. Zum Tatzeitraum waren die Mädchen sechs bis elf Jahre alt. Bei den Taten sei manchmal auch der kleine Bruder eines der Mädchen dabei gewesen. Die Eltern der beiden Mädchen hatten dem Onkel die Kinder regelmäßig über mehrere Tage anvertraut.

Die beiden Angeklagten hatten sich laut Anklage über ein Internetforum für pädophile Nutzer kennengelernt. Seit Frühjahr 2017 sollen sie immer wieder Treffen arrangiert haben, bei denen sie die beiden Mädchen teilweise auch gemeinsam schwer missbrauchten. "Die Angeklagten haben ein auf Belohnung und Gewöhnung ausgerichtetes System etabliert", sagte die Staatsanwältin. Um sie gefügig zu machen, hätten die Kinder regelmäßig Geld und andere Geschenke erhalten.

Auf die Spur der beiden Angeklagten kam die Polizei im vergangenen Oktober, als Beamte die Wohnung eines 43-Jährigen in Bergisch Gladbach durchsuchten. Dort fanden sie riesige Mengen kinderpornografischen Materials. Mit der Auswertung sind Dutzende Spezialisten der Kölner Polizei bis heute beschäftigt. Der 43-Jährige war in zahlreichen Chat-Foren unterwegs. Einer der Chat-Foren führte die Polizei zu den beiden jetzt Verurteilten.

Die Ermittlungen in dem Fall erstrecken sich mittlerweile über ganz Deutschland. In NRW wird gegen 23 Beschuldigte ermittelt. Neun davon befinden sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft. 40 Verdächtige in anderen Bundesländern wurden ermittelt, 31 Opfer identifiziert. Die Zahl der Opfer könnte noch steigen, da noch nicht alles Material ausgewertet ist.

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