Missbrauch in Mittelfranken:Mann soll drei Kinder mit Tochter gezeugt haben

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Schwere Vorwürfe: Ein Mann soll jahrzehntelang seine Tochter vergewaltigt und mit ihr drei Söhne gezeugt haben. Gegen den 69-jährigen Rentner wurde Haftbefehl erlassen.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat Anklage gegen einen 69-jährigen Rentner aus Mittelfranken erhoben. Ihm wird vorgeworfen, seine heute 46-jährige Tochter 34 Jahre lang sexuell missbraucht und mit ihr drei Söhne gezeugt zu haben. Der mutmaßliche Täter sitzt bereits seit März in Untersuchungshaft. Da mehrere der Fälle noch nicht verjährt sind, erhebt die Staatsanwaltschaft nun Anklage, unter anderem wegen Vergewaltigung in rund 500 Fällen.

Der Mann soll seine leibliche Tochter zum ersten Mal im Alter von 12 oder 13 Jahren mit Schlägen zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft konnte sich die Frau aufgrund ständiger Kontrolle und Abschottung ihrem Vater über Jahrzehnte hinweg nicht entziehen. Der Rentner räumt den Angaben zufolge zwar sexuellen Verkehr mit der Tochter ein, dies sei jedoch einvernehmlich geschehen.

Seit der ersten Vergewaltigung soll es laut Staatsanwaltschaft mehrmals wöchentlich zu sexuellen Übergriffen gekommen sein, entweder im elterlichen Schlafzimmer oder im Kinderzimmer. Im Laufe der Zeit zeugte der Vater laut Anklagebehörde drei Söhne mit seiner Tochter, die alle behindert zur Welt kamen. Zwei von ihnen starben noch im Kindesalter. Die 46-Jährige soll bis zuletzt im elterlichen Haushalt gelebt haben. Ihr sei es nicht gelungen, sich ihrem autoritären Vater zu entziehen, der sie immer kontrolliert und begleitet und ihr jede Beziehung zu anderen Menschen verboten habe, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Tochter vertraut sich Bewährungshelferin an

Die Übergriffe flogen erst auf, als die 46-Jährige nach dem Tod eines ihrer Kinder versucht hatte, die Ehefrau eines Arztes zu erpressen und deswegen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war. Der Bewährungshelferin gelang es, das Vertrauen der Frau zu gewinnen. Dadurch kamen die Taten zu Beginn dieses Jahres ans Licht.

Im Zuge der Ermittlungen war auch die Mutter der 46-Jährigen ins Visier der Justiz gekommen. Sie soll zwar einige Übergriffe mitbekommen haben, allerdings lägen diese Taten schon so weit zurück, dass sie verjährt seien, erklärte Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke. Das Verfahren gegen die Frau sei daher eingestellt worden. Die Anklage richte sich nur gegen den Vater und greife Fälle der vergangenen 20 Jahre auf.

Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass das Landgericht die Anklage schon bald zur Hauptverhandlung zulassen wird. Für den Prozess hat die Behörde unter anderem 13 Zeugen und drei Sachverständige benannt.

Missbrauchsfälle in dieser Dimension werden nur selten bekannt. Weltweites Aufsehen erregte etwa im April 2008 der Fall des Österreichers Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen hielt und sie unzählige Male vergewaltigte. Dabei zeugte er mit ihr sieben Kinder. Im Frühjahr dieses Jahres verurteilte das Landgericht Koblenz einen Mann, der seine Tochter, eine Stieftochter und deren Zwillingsbruder jahrzehntelang missbraucht hatte. Mit der Stieftochter zeugte er ebenfalls sieben Kinder.

© sueddeutsche.de/dapd/spa/fka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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