Es ist weniger geworden, sagt Sabine Kehm, zum Glück. Diese eine Frage, die Wie-geht's-ihm-Frage, "die stellen die Leute nicht mehr so oft inzwischen", sagt Kehm, und natürlich freut sie das. Wie es Michael Schumacher geht, das hat sie als seine Managerin schon oft genug nicht beantwortet. Jetzt, viereinhalb Jahre nach seinem Skiunfall, hat Sabine Kehm endlich das Gefühl, dass die Öffentlichkeit sich damit abgefunden hat, dass der Status quo eben ist, wie er ist. Michael Schumacher war zu lange im Koma, er ist ein Pflegefall, in der Öffentlichkeit wird er ziemlich sicher nie mehr auftreten.
Aber einer, der nicht auftritt, kann trotzdem präsent sein, einer wie Michael Schumacher zumal. Daran wiederum hat sich nichts geändert: "Die Anteilnahme ist unverändert", sagt Kehm, auch deshalb werden ab diesem Wochenende Schumacher-Erinnerungsstücke in einer Dauerausstellung in Köln präsentiert. Das Interesse an Michael Schumacher, dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister, ist immer noch riesig - nur verändert sich die Art des Interesses seit einiger Zeit: "Der Fokus liegt wieder mehr auf dem Michael, den alle kennen", sagt Kehm. Auf dem Schumacher, der von seinen Fans verehrt und bejubelt wird, und nicht bemitleidet. So ist das oft bei einer ganz bestimmten, elitären Kategorie von Berühmtheiten: Wer sich rarmacht, freiwillig oder nicht, der kitzelt das Interesse der Öffentlichkeit eher, als dass er es austritt. Der Mensch hat einen Hang zur Verklärung, deshalb gibt es in Fällen wie Schumacher, Muhammad Ali und anderen den Moment, von dem an das Schwelgen in Erinnerungen die Gier nach News verdrängt.
Bei Michael Schumacher gibt es viel zu schwelgen, er hat mehr erreicht als die meisten anderen Sportler, und er hatte eine Angewohnheit, die seinen Fans nun zugute kommt. Er hat Memorabilien gesammelt und aufbewahrt, Pokale, Rennanzüge, Handschuhe, Helme, aber auch die Rennautos, in denen er fuhr und oft gewann. "Wir haben immer wieder mal darüber gesprochen, dass wir das öffentlich ausstellen wollen", sagt Kehm, "das war halt so ein typisches Machen-wir-später-Ding." Es ist Freitagmorgen, Kehm ist gerade auf dem Weg zur Motorworld Köln, sie ist in Eile, es ist ja bis zum letzten Moment ein ziemlicher Aufwand, dieses "später" tatsächlich zur Gegenwart zu machen.
Am Nachmittag dann eröffnet sie mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Dauerausstellung in der Motorworld. Auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern sind zahlreiche Pokale, Helme, Rennoveralls, Schuhe und anderes zu sehen; alles Originalstücke. Auf dem Helm des Silverstone-Rennens 1999, bei dem Schumacher einen heftigen Unfall hatte, sieht man noch die Kratzer. Besonders stolz ist Sabine Kehm auf die Autos, beachtliche 16 Stück, von Schumacher selbst gesammelt. Sogar andere Formel-1-Fahrer, erzählt sie, seien neidisch.
Der Eintritt ist frei, das will die Familie so. Diese Ausstellung, sagt Kehm "soll ein Danke sein": An alle, die sich für Michael Schumacher interessieren, ganz egal, wie es ihm geht.