Michael Jackson:Letzte Fahrt nach Neverland

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Michael Jackson soll auf seiner Ranch aufgebahrt werden. Indes beginnt der Kampf um das Imperium des Popstars.

Jörg Häntzschel

Michael Jacksons Leiche soll am Donnerstag von Los Angeles zu seiner Ranch Neverland bei Santa Barbara überführt und dort öffentlich aufgebahrt werden. Das meldete CNN am Dienstagabend. Ob Jackson auch in Neverland begraben werden soll, ist nicht bekannt.

Michael Jackosn bei einer Konzertprobe für das Comeback: Nach seinem Tod kämpfen hinter den Kulissen Mitglieder der Familie und Jacksons Anwälte und Berater um die Macht über das Jackson-Imperium. (Foto: Foto: AFP)

Zuvor hatte es geheißen, vor dem Begräbnis wolle die Familie das Ergebnis der zweiten Autopsie abwarten. Angeblich hatte die Familie auch an simultane Gedenkveranstaltungen in mehreren Städten nach dem Vorbild der Live-Aid-Konzerte gedacht. Das gut eineinhalb Stunden von Los Angeles entfernte Neverland eigne sich nicht für den Ansturm von vermutlich Hunderttausenden Fans.

Unterdessen berichtete das Wall Street Journal, Jackson habe in einem 2002 geschriebenen Testament sein Vermögen seiner Mutter Katherine, seinen drei Kindern und verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen vermacht.

Jacksons tyrannischer Vater Joe gehe danach leer aus. Jacksons Familie sagte allerdings, sie wisse nichts von der Existenz des Testaments, das bei Jacksons Anwalt John Branca liegen soll. Wie viel Jackson nach Abzug seiner auf 500 Millionen Dollar geschätzten Schulden tatsächlich besaß, weiß allerdings niemand.

Anwälte und Buchhalter werden Wochen brauchen, sich durch das Geflecht aus Konten, Immobilien, Musikrechten und den Krediten zu arbeiten, mit denen vieles davon beliehen ist. Am Dienstag meldete AP, sein Nettovermögen habe 2007 insgesamt 236 Millionen Dollar betragen.

Hinter den Kulissen kämpfen Mitglieder der Familie und Jacksons Anwälte und Berater um die Macht über das Jacksonsche Imperium. Seine Mutter befürchtet, Profiteure könnten Teile seiner Hinterlassenschaft, darunter vor allem die Rechte an den Beatles-Songs, unter ihre Kontrolle bringen. Am Montag war sie von einem Gericht in Los Angeles vorläufig zur alleinigen Bevollmächtigten über das Erbe ernannt worden.

Klar ist jedenfalls, dass die Jackson-Aktien nie höher standen als dieser Tage. 40 der 100 meistverkauften Songs bei iTunes sind von Michael Jackson, ebenso wie 16 der 20 meistverkauften CDs bei Amazon. Die großen amerikanischen Nachrichtensender verzeichneten nach Jacksons Tod die höchsten Einschaltquoten seit dem Wahlabend im November.

Auch das Sorgerecht über die Kinder wurde Katherine Jackson, 79, vorläufig zugesprochen. Debbie Rowe, die Mutter der zwei ersten Kinder, erwägt noch, ob sie ebenfalls einen Antrag stellen soll. Die Klatsch-Website TMZ, die Jacksons Tod vor allen anderen gemeldet hatte, schrieb, dass weder Jackson noch Rowe die biologischen Eltern der ersten beiden Kinder seien. Rowe habe die Kinder nur ausgetragen. Die Leihmutter des dritten, ebenfalls nicht von Jackson gezeugten Kinds habe nie erfahren, wer dessen "Empfänger" war. Ein Anwalt Jacksons habe das Neugeborene drei Tage nach der Geburt im Krankenhaus abgeholt.

Michael Jacksons Tod hat eine Flut von Falschmeldungen und Spekulationen in den Medien ausgelöst. Am Montag gruselte das britische Boulevard Sun seine Leser mit dem später dementierten Autopsie-Bericht. Danach sei Jackson völlig kahl gewesen, sein Körper sei voller Einstiche gewesen und im Magen habe sich nichts gefunden als Pillen. Theorien, dass Jackson noch am Leben sei, fand indes selbst die Sun unglaubwürdig.

© SZ vom 01.07.2009/ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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