Markenrecht:Kinder, Kinder!

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Der Süßwarenhersteller Ferrero, bekannt für seine Überraschungseier, hat die Domain-Endung .kinder registrieren lassen. Dafür gibt es Kritik. (Foto: Nestor Bachmann/dpa)

Allen Protesten zum Trotz: Die URL .kinder gehört nun dem Süßigkeiten-Hersteller Ferrero. Darf man ein Wort wie "Kinder" markenrechtlich nutzen?

Von Angela Gruber

Es geht nicht um Ferienfreizeiten für Kinder, nicht um Schulen und nicht um Erziehungstipps: Wer im Internet URL-Adressen mit der Endung .kinder anklickt, kann sich bald über Überraschungseier, Kinder-Schokolade und Nutella informieren. Denn der Süßwarenhersteller Ferrero hat die Domain-Endung .kinder für sich registrieren lassen und macht für das Wort Markenrechte geltend. Die Domain-Endung ist vor wenigen Tagen freigeschaltet worden, Protesten des Kinderschutzbundes und des Familienministeriums zum Trotz.

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) organisiert die Vergabe von Internet-Adressen, lange Zeit gab es nur Endungen wie .com, .de oder .org. Dann öffnete die Icann diese sehr kurze Liste der Top-Level-Domains für neue Einträge, seit 9. Oktober ist auch .kinder registriert. Der Süßwarenhersteller zielt damit auf die exklusive Nutzung eines Begriffs ab, der zwar für die Marke eine Rolle spielt, aber gleichzeitig auch in der deutschen Sprache geläufig ist. "Die Freischaltung von .kinder ist aus deutschsprachiger Sicht daher hochgradig problematisch", sagt Jeanette Hofmann, Direktorin des Humboldt-Instituts für Internet und Gesellschaft.

Bei der Domain-Vergabe kann nur eine Partei weltweit den Zuschlag erhalten. "Das Beispiel .kinder zeigt, wie ungeheuer schwer es ist, eine einheitliche globale Namenspolitik zu entwickeln", sagt Hofmann. Als der Deutsche Kinderschutzbund von dem Fall erfuhr, protestierte er heftig. "Wir sind mit der exklusiven Nutzung der Domain durch ein kommerzielles Unternehmen überhaupt nicht einverstanden", sagt Anja Berger, Fachreferentin beim Kinderschutzbund. "Der Begriff ,Kinder' wird als Handelsobjekt missbraucht." Kritik kommt auch von politischer Seite. Caren Marks, parlamentarische Staatssekretärin im Familienministerium, protestierte schriftlich bei der Icann, ohne Ergebnis. Das Ministerium wehre sich gegen eine "Kommerzialisierung des Begriffs ,Kinder' als Markenbegriff", hieß es.

Bei Ferrero ist man sich keiner Schuld bewusst. ",Kinder' ist eine internationale Marke der Ferrero-Gruppe", heißt es in einer Stellungnahme der Firma. Das deutsche Wort "Kinder" habe in den meisten Ländern nun mal keine Bedeutung, nur der deutsche Sprachraum sei für das internationale Unternehmen problematisch.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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