Mallorca:Razzia gegen Hells Angels

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Totenkopf mit Flügeln: Symbol der Motorradgang Hells Angels (Foto: dpa)

Schlag gegen die Hells Angels: Polizisten durchsuchen Wohnungen und Lokale auf Mallorca, nehmen 25 Verdächtige fest, die meisten stammen aus Deutschland - einer von ihnen soll der frühere Hannoveraner Hells-Angels-Chef Frank Hanebuth sein.

Bei einer Razzia unter Hells Angels auf Mallorca hat die spanische Polizei 25 Verdächtige festgenommen. Mehrere Beamte aus Deutschland sollen bei dem Einsatz auch dabei gewesen sein. Die meisten der Verdächtigen stammten aus Deutschland, berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE am Dienstag unter Berufung auf Polizeikreise. Unter ihnen soll nach übereinstimmenden Berichten des Spiegel und des NDR auch Frank Hanebuth sein, der frühere Chef des Hannoveraner Charters der Hells Angels.

Den Festgenommenen werde Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche, Drogenhandel, Erpressung, Zuhälterei, Betrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Einer der Festgenommenen werde in Deutschland wegen Totschlags gesucht.

Das niedersächsische Landeskriminalamt äußerte sich nicht zu Details der Razzia auf Mallorca. LKA-Sprecher Frank Federau sagte: "Wir waren auf Ersuchen der spanischen Behörden mit begleitend vor Ort."

Der spanische Innenminister Jorge Fernández Díaz sagte, unter den Festgenommenen sei der "internationale Chef dieser Bande". Er nannte keinen Namen. Wie er am Rande einer Tagung in Pamplona in Nordspanien mitteilte, waren in verschiedenen Orten auf der Insel 31 Wohnungen und Lokale durchsucht worden.

Die Polizeiaktion sei eine "schwerer Schlag" gegen die Organisation der Hells Angels gewesen, die sich verschiedenen Formen der Kriminalität widme. Die spanischen Sicherheitskräfte seien von Europol sowie der deutschen, niederländischen und österreichischen Polizei unterstützt worden.

Polizei registriert keinen Rückgang der Rockerkriminalität

Über Aktivitäten von Hanebuth auf Mallorca war zuvor bereits spekuliert worden. Zwischenzeitlich geriet der Rockerboss als mutmaßlicher Drahtzieher eines Auftragsmordes ins Visier der Kieler Justiz, ein Aussteiger hatte ihn vor Gericht bezichtigt. Die Polizei suchte vergeblich nach einer angeblich in einer Lagerhalle einbetonierten Leiche.

Die Ermittlungen gegen den Rockerboss wurden schließlich mangels Beweisen eingestellt. Dieser fordert nun Schadenersatz von der Polizei - bei der Razzia bei ihm zu Hause hätten die Beamten unnötigen Schaden angerichtet und seinen Hund erschossen.

Der einflussreiche Ortsclub der Rocker in Hannover wurde vor einem Jahr aufgelöst. Einige Hells Angels aus Hannover sind nach Polizeierkenntnissen inzwischen im Ortsclub auf Mallorca involviert. Gerade Hannovers Rotlichtviertel Steintor hatten die Hells Angels lange als Heimatbasis betrachtet, an etlichen Etablissements sollen sie beteiligt gewesen sein.

Nach Einschätzung des Landeskriminalamtes Niedesachenr ist es mit der Rockerkriminalität nicht vorbei. "Momentan ist es eher ruhig, was nicht bedeutet, dass die Hells Angels von der Bildfläche verschwunden sind", sagte LKA-Sprecherin Nadine Bunzler. An anderen Orten im Norden Deutschland sollen sich die Rocker neu formiert haben. Nach Erkenntnissen der Polizei Hannover bildete sich im Umfeld der Landeshauptstadt außerdem eine Ortsgruppe mit der Bezeichnung "Badland", ein Clubhaus gebe es noch nicht. Die Zahl der Mitglieder sei zwar geringer, bei den allermeisten handele es sich aber um Ehemalige aus Hannover.

© Süddeutsche.de/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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