Luftfahrt:Gründliche Suche

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Hoffnung auf Antworten: Das US-Unternehmen Ocean Infinity hat für die neue Suchrunde das Spezialschiff Seabed Constructor gechartert. (Foto: Swire Seabed)

Was geschah mit Flug MH370? Eine private Firma will endlich das Rätsel um die seit knapp vier Jahren vermisste Boeing 777 der Malaysian Airlines lösen. Mit einem Schiff und einem ganzen Schwarm von Tauchdrohnen.

Von Arne Perras

Wenn sie nur endlich wüssten, was ge-schah in der Nacht des 8. März 2014. Und warum. Dann gäbe es wenigstens Gewissheit für die Angehörigen. Und sie hätten eine Chance zu trauern. Doch auf die großen Fragen gibt es im Fall MH370 keine Antworten, das Verschwinden der Maschine der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord gilt als größtes ungelöstes Rätsel der Luftfahrt.

Für die Familien der Vermissten ist der Zustand kaum zu ertragen. Und so war es für sie auch ein qualvoller Moment, als die bislang größte maritime Suchaktion vor knapp einem Jahr ausgesetzt wurde. Nach 1046 Tagen Fahndung gab es keinen Hinweis auf die Lage eines Flugzeugswracks auf dem Boden des Indischen Ozeans, wo Experten die Maschine vermuteten.

Jetzt aber gibt es einen neuen Vorstoß, mit neuem Team und einem ganzen Schwarm von Mini-U-Booten, die in die Tiefe abtauchen sollen. Außerdem lautet der neue Plan, etwas weiter nördlich zu suchen als bisher. Nachdem angeschwemmte Trümmer von der Boeing 777 des Flugs MH370 an afrikanischen Küsten entdeckt worden waren, entwarfen Experten neue Strömungsmodelle und steckten weitere Suchbezirke ab.

Hoffnungen will Malaysia nicht wecken, zu oft schon hat die Regierung leere Versprechungen gemacht und die Angehörigen aufgebracht. Aber aufgeben will das Land auch nicht.

Einen Bogen von 120 000 Quadratkilometern hatte das Unternehmen Fugro abgesucht, ohne Erfolg. Kosten: 160 Millionen US-Dollar. Aber die US-Firma Ocean Infinity lässt sich vom Scheitern der Vorgänger nicht abschrecken. Sie hat von norwegischen Spezialisten das Schiff Seabed Constructor gechartert und nun eine weitere Suchrunde mit der malaysischen Regierung vereinbart. In den kommenden Tagen würden die Verträge unterzeichnet, bestätigte die Regierung in Kuala Lumpur. Die Seabed Constructor hat schon Anfang Januar den Hafen von Durban in Südafrika verlassen. Die Crew will keine Zeit verlieren, das günstige Wetter im Januar und Februar nutzen. Der Leiter der vorigen Expedition hatte von Wellen berichtet, die so hoch in den Himmel ragten wie achtstöckige Häuser. Unter Wasser liegt eine Welt aus zerklüfteten Gebirgen und Plateaus in Tausenden Metern Tiefe, sie ist weitgehend unerforscht. Das norwegische Schiff hat nun angeblich den Vorteil, dass es mit seinem Schwarm aus acht U-Booten schnell große Flächen scannen kann. Sechs Meter lang sind die Tauchdrohnen vom Typ Hugin. Sie erinnern an einen Torpedo, suchen aber sehr friedlich mit Sonar den Boden ab. Die Firma Fugro hatte nur ein einziges U-Boot eines anderen Typs im Einsatz, das bei Tiefen jenseits der 4000 Meter an seine Grenzen stieß. Die Drohnen halten Druck bis 6000 Meter aus, was sie für die Suche nach der Boeing geeigneter erscheinen lässt.

Während sich Malaysia, China und Australien die Kosten der ersten Expedition noch teilten, plant Kuala Lumpur nun, Ocean Infinity alleine zu entlohnen. Allerdings nur, wenn die Firma fündig wird. Es gelte das Prinzip "Kein Ergebnis, keine Zahlung". Sollte der U-Boot-Schwarm innerhalb von 90 Tagen fündig werden, dürfte die Prämie satt ausfallen. In Kuala Lumpur ist die Rede von 20 bis 70 Millionen US-Dollar Finderlohn.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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