Die Staatsanwaltschaft Detmold hat mehrere Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Polizei und zweier Jugendämter eingestellt, die im Zusammenhang mit dem Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde standen. Dort hatte es über viele Jahre hundertfach Übergriffe auf Kinder gegeben, oft wurde der Missbrauch gefilmt.
Ein Vater einiger betroffener Mädchen, der Polizei und Jugendamt auf den Haupttäter hingewiesen hatte, hatte damals nach eigenen Angaben dort kein Gehör gefunden. Die Ermittlungen haben jedoch nicht zu einem hinreichenden Tatverdacht geführt, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwochmorgen mit.
Im Fall eines Polizeibeamten im Kreis Lippe ließ sich demnach "aufgrund des Zeitablaufs und eines damaligen Computerausfalls" nicht mehr aufklären, warum dessen Vermerk im August 2016 zwar zeitnah den Jugendämtern übermittelt wurde, aber im Kriminalkommissariat anscheinend kein Vorgang angelegt und bearbeitet wurde.
Einer Polizeibeamtin wurde vorgeworfen, nach einem Hinweis einer Jobcenter-Mitarbeiterin im November 2016 nicht ermittelt zu haben. Hier kam die Staatsanwaltschaft zum Schluss, dass sie nach Telefonaten mit den Jugendämtern offenbar überzeugt war, dass ein sexueller Missbrauch nicht stattgefunden habe. "Der für eine Strafbarkeit erforderliche Vorsatz war somit nicht festzustellen", schrieben die Ermittler.

Exklusiv Verdacht auf Kindesmissbrauch:Lügde-Ermittlungen führen zu weiterer Festnahme
Einem 48-jährigen Mann aus Niedersachsen wird schwerer sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Er soll mit dem Lügde-Haupttäter Andreas V. befreundet gewesen sein.
Verschwundene Asservate
Das Ermittlungsverfahren wegen des Verschwindens von 155 CDs und DVDs in einem Aluminiumkoffer und einer CD-Mappe aus der Kreispolizeibehörde Lippe stellte die Staatsanwaltschaft ebenfalls ein. Einen Anfangsverdacht gegen Polizisten oder andere habe sich nicht ergeben.
Der Verbleib der Asservate bleibe aber weiter unklar. Die Ermittler erklärten, nach glaubhaften Angaben eines Kommissaranwärters handelte es sich überwiegend um Computerprogramme, Musik-CDs und Spiel- und Kinderfilme, keine Pornos.
Ebenfalls eingestellt wurden die Verfahren gegen sechs Mitarbeiter des Jugendamtes Hameln-Pyrmont sowie dessen Leiter, gegen eine Mitarbeiterin des Jugendamtes Lippe und gegen drei Familienhelferinnen.
Dazu hieß es, die Beschuldigten hätten zwar keine intensiven Versuche unternommen, Verdachtsmomente durch Untersuchungen zu bestätigen oder auszuräumen. Doch könne letztlich nur festgestellt werden, "dass alle Beschuldigten davon ausgingen, dass ein sexueller Missbrauch nicht stattfand".
Das Land Nordrhein-Westfalen hat einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung gebildet.