London:Erstochen in der U-Bahn

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Innerhalb von 36 Stunden sind zwei Jugendliche in der Londoner U-Bahn getötet worden. Bei der Bevölkerung werden alte Ängste wach.

Erst wurde ein Schuljunge vor den Augen zahlreicher Pendler in London erstochen - nur 36 Stunden später fiel ein zweiter Jugendlicher vermutlich einem Bandenkrieg zum Opfer: Der 17 Jahre alte Teenager wurde am Samstag im Nordosten Londons erstochen. Bei der Messerstecherei im Stadtteil Hackney erlitten zudem zwei weitere junge Menschen schwere Verletzungen.

Mit den beiden Taten innerhalb so kurzer Zeit kamen wieder Ängste vor brutalen Jugendgangs in der britischen Hauptstadt hoch. Seit Jahresbeginn sind fünf Teenager in London ermordet worden. In vielen Stadtteilen kämpfen seit langem rivalisierende Banden gegeneinander, allerdings war die Zahl der Morde im vergangenen Jahr stark zurückgegangen.

Es gab keine Hinweise, dass die beiden aktuellen Taten zusammenhängen. Die Polizei teilte mit, dass der 17-Jährige noch am Tatort starb. Vier mutmaßliche Angreifer liefen davon.

Nachbarn erzählten, in der Wohngegend hätte es "Revierkämpfe" zwischen verschiedenen Gangs gegeben. "Es war klar, dass sowas passieren musste. Es war schon immer eine harte Gegend", sagte ein Anwohner, der anonym bleiben wollte.

Auch der 15 Jahre alte Teenager, der am Donnerstagabend mitten in der Rush-Hour an der U-Bahnstation Victoria niedergestochen wurde, musste sein Leben offenbar lassen, weil sich zwei Schulgangs bekriegten. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass der Kampf in dem Bahnhof - einem der wichtigsten im Zentrum von London - im Voraus geplant war. Die oder der Täter hatten neben dem Ticketschalter in der U-Bahnstation mehrmals auf den Oberkörper ihres Opfers eingestochen.

Die Polizei hielt am Samstag noch 19 Jungen im Alter zwischen 14 und 17 in Gewahrsam. Warum der 15-Jährige aus West-London als Opfer ausgesucht wurde, war am Wochenende immer noch unklar.

Die britische Metropole ist immer wieder Schauplatz von Teenager-Morden: Vergangenes Jahr wurden 14 Jugendliche umgebracht - die meisten davon erstochen. Im Jahr davor kamen sogar fast 30 Teenager um.

Die Morde hatten damals eine große politische Diskussion entfacht. Dabei ging es vor allem darum, was gegen die vielen Messerstechereien getan werden kann.

Premierminister Gordon Brown hat auch jetzt wieder in seinem Wahlprogramm versprochen, mehr gegen "asoziales" Verhalten und Jugendkriminalität zu tun.

© dpa/Annette Reuther/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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